© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/13 / 08. Februar 2013

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Rückkehr der Helden“, JF 6/13

Akt der Geschichtsarchäologie

Wie der Regisseur „die Männer der Emden“ aus dem Orkus der Geschichte heraufholt und vor uns ins Bild setzt, ist ein Akt der Geschichtsarchälogie. Allerdings mußte der Filmemacher Berengar Pfahl wohl vor allem gegen den Schutt von Verzerrung, Verunglimpfung und Verschweigen angraben, der das Handeln und die Motive der Deutschen in dieser versunkenen Epoche verdeckt. Korrigierend zu Ihren Beiträgen ist allerdings anzumerken, daß die SMS Emden nicht „aufgebracht“, sondern von der an Geschwindigkeit und Feuerkraft haushoch überlegenen HMAS Sydney niedergekämpft wurde. Auch wurde die „Emden“ nicht versenkt, sondern von ihrem Kommandanten absichtlich auf ein Korallenriff gesetzt.

Klaus Thiessen, Eltville

 

 

Zu: „Thank you, David!“ von Michael Paulwitz, JF 6/13

Hyper, hyper, die EU macht weiter

Als einziger unter den derzeit führenden Politikern in Europa beweist David Cameron hier Format! Die EU entfernt sich immer mehr von demokratischen Prinzipien hin zu einem zentralistischen Beamtenstaat. Wozu brauchen wir noch gewählte Parlamentarier, wenn diese nur noch die unsinnigen Anweisungen einer unfähigen EU-Kommission und einer dilettantisch operierenden EZB entgegennehmen? Da hilft es auch nichts, wenn diese Abgeordneten lediglich „mit der Faust in der Hosentasche“ zustimmen, aber es erinnert an 1923, wo infolge des Versailler Vertrags eine Hyperinflation die deutsche Gesellschaft zugrunde richtete.

Der erst kürzlich abgeschlossene chaotische ESM-Vertrag bildet zusammen mit den üblen Machenschaften der EZB die Grundlage für die zweite Ausbeutung Deutschlands im Verlauf von hundert Jahren. Im Unterschied zum Versailler Vertrag, der erst 2010 mit der letzten von Deutschland bezahlten Rate in Höhe von 200 Millionen Euro beendet wurde, ist dieser nun auf „immer und unkündbar“ geschlossen. Die Folgen für Deutschland, das letztlich wohl für alle europäischen Schulden einzustehen haben wird, werden verheerend sein. De Gaulle und Adenauer würden entsetzt sein, sähen sie, wie weit ihre Idee von der freundschaftlichen Partnerschaft der Vaterländer hin zu einer sozialistischen Bürokratie-Diktatur fortgeschritten ist. Ein solches Zerrbild von Europa hat keine Überlebenschancen.

Herbert Gaiser, München

 

 

Zu: „Regt euch bitte ab!“ von Ellen Kositza, JF 6/13

Absurde Sexismus-Debatte

Wenn sich ausgerechnet der Stern, der jahrzehntelang nackte Frauen auf den Titelseiten hatte, über Sexismus aufregt, ist das ungefähr so, als ob das Erotik-Kontaktmagazin Happy Weekend Jungfräulichkeit predigt.

Ulli Baumgarten, Düsseldorf

 

Der gespielte Witz: Palim-Palim

Endlich mal wieder eine innovative Geschichte vom Stern! Was hat es gedauert seit den Hitler-Tagebüchern. Ein Magazin, sonst gerne Nackedeis abbildend, empört sich scheinheilig über eine Petitesse: einen Altherrenspruch, der weder schlimm noch geistreich ist. Daraus ein Titelthema zu machen, das ist wirklich schamlos! So wird Journalismus immer mehr zum Schweinejournalismus. Man schlägt Brüderle und meint die FDP. Was wäre gewesen, wäre der Spruch von den Machos Trittin und J. Fischer gekommen? Vermutlich nicht mal eine Meldung.

Chris Dasch, Speyer

 

 

Zum Lesereinspruch: „Zu katholisch“ von Andreas Frick, JF 6/13

Letzte konservative Inseln

Mitnichten beschäftigt sich die junge freiheit zu häufig mit religiösen oder katholischen Themen, ganz im Gegenteil wäre diesbezüglich durchaus noch Luft nach oben. Ich selbst kam – wie vermutlich etliche andere Leser auch – aus der „Insolvenzmasse“ des Rheinischen Merkurs zur JF, weswegen ich auch glaube, daß ein Gros der Konservativen zumindest peripher an Kirchen- und Religionsthemen interessiert sind. Im Idealfall – in Deutschland eher nicht – bilden nämlich Kirchen die oftmals letzten konservativen Inseln.

Dominik Siegwart, Baden

 

Schätzenswerte Fokussierung

Leser Andreas Fricks Votum gegen das katholische Leitbild, das er vielfach in der jungen freiheit vertreten sieht, sei ihm unbenommen. Andere Leser, beispielsweise der ungetaufte und eigentlich atheistische Autor dieser Zeilen, schätzen dieses dezidierte Eintreten für katholische Positionen als überaus großes Labsal! Insbesondere angesichts einer überwiegend unchristlichen Öffentlichkeit und Medienlandschaft. Und was die katholische Kirche als „einzig wahre Kirche“ anbelangt, so sei auf die Verlautbarung der vatikanischen Glaubenskongregation vom 29. Juni 2007 verwiesen.

Stephan Wupper, München

 

 

Zu: „Vorauseilende Entschuldigung“ von Thorsten Brückner, JF 6/13

Von der Gewalt zur Liebe

Die Bewegung „Aktion Lebensrecht für Alle“ (ALfA) hat einen Flyer herausgebracht mit dem Titel „Durch Vergewaltigung gezeugt. Gewaltsam gezeugt, und doch geliebt!“ Diese Schrift enthält einen tief erschütternden Brief einer Mutter an ihre durch Vergewaltigung gezeugte Tochter. Eine Mutter ist also imstande, ein gewaltsam gezeugtes Kind mit ihrem ganzen Herzen zu lieben. Auch ein gewaltsam gezeugtes Kind darf nicht am Weiterleben gehindert werden.

Oskar Schmitt, Rimpar

 

 

Zu: „Das mißbrauchte Recht“ von Michael Paulwitz & „Zu viele kommen, zu wenige gehen“ von Christian Vollradt, JF 5/13

Das Gewicht im Armutsbericht

Ein Staat, der bewußt den Mißbrauch seines Asylrechts zuläßt – wie das Mißverhältnis von Asylantrag und Anerkennungsquote sowie die Duldungs- und Abschiebungspraxis beweisen –, muß ja das Prekariat anderer Läner anlocken. Es ist dann auch kein Wunder, wenn sich das im alljährlichen Armutsbericht widerspiegelt, dank einer Gesetzeslage, durch die ein unverschuldet arbeitslos gewordener Deutscher, der Jahrzehnte gearbeitet und Beiträge geleistet hat, nach spätestens zwei Jahren auf das Niveau eines „frisch Zugewanderten“ eingestuft wird.

Joachim Nöll, Siegen

 

 

Zu: „Billiger als Atomkraft“ von Markus Brandstetter, JF 5/13

Durchalteparolen à la Stalingrad

Sicher sind die USA auf dem Weg zum Selbstversorger, aber eher dergestalt, wie es der Zivilisationskritiker James Howard Kunstler in seinen Novellen über das Nachöl-Nachkriegszeitalter beschreibt. Die BND-Studie über die gar nicht so neuen Öl- und Gasvorkommen der USA dürfte in erster Linie Teil einer verzweifelten Propagandaaktion ähnlich den Durchhalteparolen bei der Schlacht von Stalingard sein, weil man sich nicht traut, die Wahrheit zu sagen. Tatsächlich geht es darum, Investoren für in den USA nach Gas und Öl bohrende Firmen wie Chesapeake Energy zu gewinnen. Dem Chef dieses größten amerikanischen Gasförderers wurde bezeichnenderweise für 2012 der Bonus versagt. Auch andere Gasförderer machen Verluste. Der Bau einer Öl-Pipeline vom Bakken-Schiefer-Ölfeld nach Oklahoma etwa wurde mangels Rentabilität abgesagt.

Christoph Becker, Kelberg

 

 

Zu: „‘Wowereit verspottete die Flughafenkritiker’“, Interview mit Kommunikationsberater Wolfgang Przewieslik, JF 5/13

Straf- und zivilrechtliche Folgen

Es handelt sich bei der „Mängelliste des Grauens“ beim BER nicht nur um Schlamperei, sondern um Vorsatz: Wider besseres Wissen bieten Bauunternehmen zu billig an, um den Zuschlag zu erhalten. Wohl wissend, daß der Bau so nicht zu schaffen ist. Verbunden mit der Hoffnung, daß öffentliche Bauherren nicht so genau hinschauen wie private, weil es ja nicht ihr Geld ist. Und hier kommt jetzt die Verfehlung des Aufsichtsrates mit den Laien Wowereit und Platzeck ins Spiel. Zwar müssen die Mitglieder nicht unbedingt Fachleute sein, doch sie müssen ihre Verantwortung wahrnehmen, das heißt, zumindest für eine lückenlose Bauaufsicht durch Architekten oder andere Fachleute sorgen, wie es jeder normale Häuslebauer macht. Zu sachkundiger Auswahl und Prüfung durch fachkundige Kontrolleure war der Aufsichtsrat verpflichtet. Wen das überfordert, der darf ein solches Mandat nicht annehmen. Wenn dies vom Aufsichtsrat nicht beachtet wurde, wäre das auch straf- und zivilrechtlich relevant.

Dr. Ernst-Manfred von Livonius, Geltow

 

In Behörden fehlen die Fachleute

Wer den Werdegang des Flughafenbaus verfolgt, glaubt sich in ein Entwicklungsland versetzt. Bedenkt man, welche Leistungen Deutschland früher zustande brachte, sucht man nach Ursachen. Als Ingenieur, der den Abstieg bewußt miterlebte, liegt der Grund hierfür in den von der Politik veränderten Arbeitsstrukturen, die ein solides Arbeiten unmöglich machen. Beispielhaft sind hier die Kommunen, in denen kaum mehr ein Ingenieur in der Verwaltung zu finden ist. Wie sollen da Ausschreibungen klar formuliert werden? Woher soll das Wissen kommen, was technisch machbar ist? Und wer ist noch in der Lage, Angebote sachlich zu bewerten? Früher waren die Bauämter mit gut ausgebildeten und erfahrenen Ingenieuren besetzt.

Udo Knau, Minden

 

 

Zu: „Irreparable Kratzer“ von Ronald Berthold, JF 2/13

Verlorene Sekundärtugenden

Die hohe Zahl an planerischen Desastern in Deutschland wie jetzt beim Flughafenprojekt BER wundert mich nicht. Selbst seit 30 Jahren als Ingenieur tätig, erlebe ich täglich haarsträubende Dinge, die früher undenkbar waren. Warum waren wir nach dem Krieg so erfolgreich und haben aus dem zerbombten Deutschland in kurzer Zeit eines der wohlhabendsten Länder der Welt gemacht? Und warum gelingt es uns heute nicht mehr? Diejenigen, die Deutschland wieder aufbauten, hatten die preußischen Tugenden noch verinnerlicht und handelten danach. Diese Tugenden gelten heute nichts mehr. Das ist politisch gewollt. Man denke nur an Lafontaines Satz von den „Sekundärtugenden“, mit denen man auch ein KZ führen könne.

Joachim Reuter, Mönkeberg

 

 

Zu: „Kosten des rechten Vakuums“ von André Freudenberg, JF 5/13

CDU und FDP: Hoffnungslos!

Alle Achtung! Eine so treffende Analyse, die völlig mit meinen Erfahrungen, Gefühlen und Erkenntnissen aus dieser Gesellschaft deckungsgleich ist, habe ich bislang noch nicht lesen können. Wie oft spreche ich mit wildfremden Leuten, die sich auch in eben dieser für sie unzufriedenen Situation befinden, nicht mehr wissend, welcher etablierten Partei sie ihre Stimme geben könnten. Diese Menschen sind politisch denkend, sind in einem erfolgreichen Arbeitsleben oder haben es hinter sich, lieben die persönliche Freiheit über alles und lehnen es ab, sich von einem „Staatssystem“ alles in allen Lebensbereichen vorschreiben zu lassen. Der Blick auf die CDU- und FDP-Führung macht mich hoffnungslos.

Matthias Kratzsch, Melsungen

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Prügelknaben der Nation“, JF 3/13

Polizei gehört ins Straßenbild

Es ist erfreulich, daß die junge freiheit eine Lanze für die Polizei bricht, wo sonst die linkslastigen Medien kein gutes Haar an den Ordnungshütern lassen und 68er erreicht haben, daß Respekt und Achtung gänzlich aufgehoben wurden. Die Kriminalität und Gewaltbereitschaft besonders ausländischstämmiger Jugendlicher nimmt permanant zu, doch die Politik reagiert nicht und läßt sogar die Rückendeckung vermissen. Die Kennzeichnungspflicht entspricht nicht der Fürsorgepflicht der Behörde. Die bislang ständig dezimierte Polizei gehört wieder ins Straßenbild. Der Schutzmann an der Ecke muß wieder her!

Günter Algner, Berlin

 

 

Zu: „Auf Leber und Tod“ von Birgit Kelle, JF 3/13

„Ersatzteillager“ Mensch

Die Tatsache, daß bei dem Gehirn-„Toten“ keine sicheren Todeszeichen (zum Beispiel Leichenstarre) auftreten, beweist, daß der „Tote“ noch lebt. Daher ist das „Öffnen“ eines Gehirn-„Toten“, um ihm gewisse Organe zu entnehmen, immer eine vorsätzliche überlegte Tötung eines Unschuldigen und damit Mord. Daß es bei dem Gehirn-„Toten“ nicht bleibt, sondern die Todeskriterien immer mehr erweitert werden, um an das „Ersatzteillager“ einfacher ranzukommen, ist logisch.

Thomas Waibel, Deggendorf

 

 

Zu: „Knaller an der Kinokasse“ von Markus Brandstetter, JF 2/13

Rückgewinnung der Heimat

Zu der Verfilmung des Kinderbuchklassikers „Der Hobbit“ widmet sich Ihr Rezensent, wie bei Besprechungen zu solcherlei Blockbustern üblich, vor allem den technischen Details und Einspielergebnissen. Die wirklich bemerkenswerten Aspekte des Films kommen zu kurz. Anders als hier dargestellt, sind die Zwerge nicht durch eine unermeßliche Gier nach Macht und Herrschaft, sondern von einer verzweifelten Rückgewinnung der verlorenen Heimat getrieben, dem Berg, in dem auch der erwähnte Goldschatz liegt. Dies wird deutlich in einer Schlüsselstelle des Films, als der Hobbit Bilbo der zweifelnden Zwergenschar erklärt, warum er trotz Todesgefahr und der Geringschätzung seiner Gefährten nicht umkehrt, eben weil diese Heimat und die Sehnsucht danach ihn ausmachen und jeder das Recht auf eine ebensolche hat. Eigentlich wäre es ein schöner Anknüpfungspunkt für das Leitthema ihrer Zeitungsausgabe mit dem Schwerpunktthema „Meine Heimat“ gewesen, gerade auch mit Blick auf die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Gerhard Weber, Tüßling

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