© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/13 / 08. Februar 2013

Wettbewerb unter Brüdern
K&K Philharmoniker mit Johann Strauß auf Tour
Petra Knoll

Zwei Walzer von der Strauß-Familie – und schon sieht die Welt ganz anders aus – egal ob es stürmt oder schneit. Strauß wirkt einfach positiv, quasi über die Ohren auf die Seele – zumindest wenn die K&K Philharmoniker aufspielen, mit vielen Musikern aus Lemberg, der östlichsten Großstadt der k.u.k-Monarchie.

Das Publikum war gleich zu Beginn so überwältigt, daß es seinen Beifall nicht halten konnte, immer wieder in die Walzer und Polkas hineinplatzte. Diesmal ging es in der Nürnberger Meistersingerhalle nicht um die Frage, ob Vater oder Sohn Johann Strauß der bessere Komponist ist, wie im vergangenen Jahr. Diesmal war es ein Wettbewerb zwischen den Brüdern Johann (1825–1899) und Josef Strauß (1827–1870).

Strauß-Konzerte in Sankt Petersburg

Dabei ist es schwer auszumachen, wer der bessere ist, obwohl Josef Strauß erst spät mit dem Komponieren begonnen hatte, wie Dirigent Wolfgang Kostner erläuterte. Josef Strauß war gelernter Bauingenieur, mußte aber im Familienbetrieb der Walzerkönige immer wieder aushelfen. Aushelfen beim Dirigieren – und später beim Komponieren. Als die beiden Brüder nach Sankt Petersburg fuhren, um Konzerte zu geben, wollte Johann seinen Bruder Josef motivieren, auch zu komponieren. Er war zögerlich, bis er schließlich einwilligte, zusammen etwas zu schreiben. So entstand die Pizzicato-Polka.

Später komponierte Josef selbständig, vielleicht etwas melancholischer als sein Bruder Johann, vielleicht etwas von Richard Wagner inspiriert. Trotzdem: Wenn das Programmheft die Komponistennamen verschwiegen hätte, wer hätte es gemerkt? Wer hätte gespürt, daß die Polkas „Aus der Ferne“, „Delirien“ „Im Fluge“ und der Walzer „Mein Lebenslauf ist Lieb und Lust“ von Josef Strauß sind – und nicht von Johann Strauß?

Auf der Johann-Strauß-Konzert-Gala zeigten sich beide Brüder als hervorragende Tonsetzer. Auf jeden Fall präsentierten die K&K Philharmoniker aus dem Tiroler Ebbs unter der Leitung von Mat-thias Kendlinger beide auf differenzierte Art und Weise, loteten die besinnlichen und schwungvollen Elemente gekonnt aus. Dazu tanzte im klassischen Stil ein zehnköpfiges Ballett aus Lemberg.

Konzerte: In Deutschland finden die nächsten Auftritte der K&K Philharmoniker im April in Stuttgart (5.), Düsseldorf (8.), Hamburg (10.) und Berlin (11.) statt. Telefon: 00 43 / 53 73 / 4 33 34-0, www.dacapo.at

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