© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/13 / 08. Februar 2013

Geplante Milliardenhilfe der EU für Zypern
Kleiner Euro-Rettungsmythos
Bernd-Thomas Ramb

Ist die Rettung der zypriotischen Banken systemrelevant? Ist der Verbleib Zyperns überlebensnotwendig für den Euro? Für die griechische Götterwelt war Zypern schon systemrelevant – gilt die sonnige Mittelmeerinsel doch als deren Wiege. Nach der Rettung Griechenlands als angeblicher Wiege der Demokratie böte somit die Rettung Zyperns eine Steigerung der Euro-Rettungsmythologie. Die aktuelle Furcht vor einer umfassenden Bankenpleite in Zypern vermittelt allerdings eher den Eindruck, als würde dies zum Kollaps des gesamten Euro-Währungsraumes führen. Zypern also nicht Wiege, sondern Bahre des Gottes namens Euro?

Götterdämmernd ist es schon, was dort aufzieht. Ein Land, dessen Wirtschaftsleistung nur 18 Milliarden Euro pro Jahr beträgt, fordert vom Euro-Rettungsverein ESM eine Hilfe in fast gleicher Höhe: 17,5 Milliarden Euro. Das Geld soll die Verluste der zypriotischen Banken ausgleichen, die durch die Übernahme griechischer Staatsanleihen entstanden sind. Der letzte Rettungsversuch der griechischen Staatsfinanzen hat mit dem damit verbundenen (ersten) Schuldenschnitt den Gläubigern deutliche Einbußen beschert; und griechisch-zypriotische Banken zählten im besonderen Umfang zu dem Kreis der Geschädigten.

Die Gläubigergesellschaft der zypriotischen Banken, die die Verluste zu tragen hätte, ist durchaus illuster. Neben der griechisch-orthodoxen Kirche zählen insbesondere russische Multimilliardäre zu den Anlegern. Zypern gilt als Geldwaschanlage russischer Schwarz- und Fluchtgelder. Die Rettung der Banken steht deshalb in besonderer Kritik: Soll doch Wladimir Putin seinen Oligarchen aus der Patsche helfen. Und in der Tat beteiligte sich Rußland schon im Vorjahr mit einer Finanzspritze von 2,5 Milliarden Euro an der Bankenrettung. Geld, das später einmal zurückgefordert wird.

Es ist absehbar, daß der anfängliche Widerstand des Bundesfinanzministers zusammenbrechen und auch Deutschland letztlich der zypriotischen Bankenrettung durch den ESM zustimmen wird. Ob und in welchem Umfang sich Rußland beteiligen wird, ist dabei unerheblich, solange die russischen Rettungsgelder als Forderungen bestehenbleiben. Anders wäre es, wenn die Gläubiger der zypriotischen Banken zu einem Schuldenschnitt herangezogen würden.

Das allerdings könnte das gesamte Euro-Staatsschuldenwaschsystem durchaus gefährden. Eine explizite Beteiligung der Bankengläubiger an den Verlusten, die durch nicht rückzahlbare Staatsanleihen entstehen, führt letztlich zu einem Ausstieg der privaten Finanziers von Staatsschulden. Zypern könnte der Anfang eines Flächenbrandes werden, der sich über die gesamte Euro-Zone ausbreitet. Innerhalb der hochentzündlichen Euro-Währungssystematik könnte das kleine Zypern somit durchaus den Mythos von der Bahre des Euro bewahrheiten.

»Der anfängliche Widerstand des Bundesfinanzministers wird zusammenbrechen.«

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen