© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/13 / 25. Januar 2013

Umwelt
Spielende Schadstoffe
Volker Kempf

Bei Spielzeug ist China mit einem Marktanteil von über 80 Prozent Weltmarktführer. Die Umweltauflagen der Volksrepublik sind gering, Arbeits-, Gesundheits- und Lohnbedingungen unzureichend. Kinderarbeit ist nicht ungewöhnlich. Von einer in der EU für 15 Euro verkauften Puppe erhält eine chinesische Arbeiterin im Schnitt 0,8 Prozent des Verkaufspreises, das sind zwölf Cent. 80 Prozent des Preises verbleiben im heimischen Handel. Dabei werden in Deutschland mit Spielwaren jährlich 15 Milliarden Euro umgesetzt – Tendenz steigend, trotz des Geburtenrückganges. Strenge Einfuhrauflagen, wie sie etwa für Pkws gelten, wären für das Milliardengeschäft nur hinderlich. Um so mehr beklagen Konsumentenschützer, daß sie zu oft Schadstoffe in Spielwaren aus China finden, krebserregende Lacke oder gefährliche Weichmacher etwa.

Zwar gibt es eine CE-Kennzeichnung, doch diese macht vor allem von sich reden, weil ihr kein unabhängiges und verläßliches Prüfungsverfahren zugrunde liegt, sondern nur eine Einhaltung von Schadstoffgrenzen nach EU-Standards versprochen wird. Die neue EU-Spielzeugrichtlinie,die im Juli in Kraft treten soll, bringt sogar teilweise noch laschere Schadstoffgrenzwerte. Die Bundesregierung hat dagegen Klage eingereicht, aber erst 2014 wird darüber entschieden. Eine Alternative wären schärfere Kontrollen an den Grenzen der EU. Hauptumschlagsort für Spielwaren aus China ist aber Italien, also das Land, in dem nicht nur die Mafia Gesetze für Kann-Bestimmungen hält. Eigene nationale Kontrollmöglichkeiten hat Deutschland in der entgrenzten EU kaum noch. Wer seine Kinder schützen will, dem bleibt nur die Selbstkontrolle mit der Nase: Riecht ein Produkt ungewöhnlich oder intensiv, dann deutet das auf Schadstoffe hin. Färbt das Spielzeug leicht ab, dann ist das ebenfalls ein Alarmzeichen, dafür keinen Cent auszugeben.