© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/13 / 25. Januar 2013

Neuer Ball der Ölbarone
RTL bringt die Achtziger-Jahre-Erfolgsserie „Dallas“ zurück auf den Bildschirm / Auch J.R. Ewing wieder dabei
Ronald Gläser

Am 30. Juni 1981 veränderte sich Deutschlands Fernsehwelt: Die US-Serie Dallas lief an! Das Familien-Epos um den texanischen Öl-Clan der Ewings bewegte die TV-Nation. Die prägnante Titelmelodie wurde zur Hymne des Dienstagabends.

Heute schwer vorstellbar, aber Dallas übertraf die gewohnte Fernsehkost bei weitem in puncto Luxus und Intrigen. Das fiese „Hehehe“ von J. R. Ewing, wenn er wieder mal einen Konkurrenten mit miesen Tricks ins Aus manövriert hatte, lief den Zuschauern kalt den Rücken herunter.

Selbst als die Privatsender ab 1986 den Staatsanstalten einheizten und Dallas schon ein paar Jahre auf dem Buckel hatte, blieben die Deutschen der Serie treu und genossen den Glanz beim „Ball der Ölbarone“ und lachten über J. R.’s trotteligen Erzfeind Cliff Barnes. In Dallas war außerdem immer Sommer: Alle Folgen spielen bei strahlendem Sonnenschein.

Am 29. April 1986 starb Bobby Ewing den Serientod. Millionen Zuschauer waren geschockt. Doch es kam noch dicker: Gleich im Anschluß meldete die Tagesschau das Reaktorunglück von Tschernobyl! Zwei Katastrophen auf einmal!

Der dreist-geniale Kniff der Produzenten, Bobby Ewing nach seinem Film-Tod und Begräbnis wieder erscheinen zu lassen als wäre nichts gewesen und damit mir nichts, dir nichts 19 Folgen zum „bösen Traum“ zu erklären, sorgte auf deutschen Straßen, in Arbeitsstätten und Geschäften wochenlang für Diskussionen. Die Produktionsfirma TNT griff dies 2012 selbstironisch wieder auf und kündigte die Fortsetzung mit dem Werbespruch an: „Sie sind wieder da, und das ist kein Traum!“

Das linke Milieu haßte Dallas. Schon aus Prinzip, weil Ronald Reagan die Serie mochte. Lehrer und Feuilletonisten sahen in der Southfork-Ranch eine Propaganda-Zentrale des bösen US-Imperialismus. Dabei wirkt der damals als Protzbau empfundene Familiensitz heute wie ein besserer Bungalow.

Nun soll es nach gut zwei Jahrzehnten weitergehen mit der Öl-Saga. Die neue Staffel startet jetzt auch bei uns, zeitgemäß aufgehübscht mit mehr Luxus, mehr Sex, mehr Verbrechen und alternativen Energien. Nur die Eröffnungssequenz mit der alten Titelmelodie ist im Retro-Stil der Achtziger gehalten.

Doch die Fortsetzung wäre kaum eine Randnotiz wert, wenn Warner Television nicht die alte Garde zusammengetrommelt hätte. Wer ist nicht neugierig, wie J. R. wohl heute aussieht und ob er immer noch so böse oder etwa gar altersmilde geworden ist? Neben der für 73 Jahre noch erstaunlich attraktiven Linda Evans (als „Sue Ellen“) spielt Larry Hagman („J. R.“) seine letzte Rolle.

Hagman, körperlich schon ein Wrack, gibt schauspielerisch noch einmal alles, ebenso wie der 77jährige Ken Kercheval als Cliff Barnes. Die beiden Greise beharken sich wie in besten Tagen und kokettieren dabei mit ihrer Gebrechlichkeit: „Wenn du glaubst, du könntest Southfork kaufen, hast du die Ärzte noch nötiger als ich!“ „Wenn du vor mir stirbst, trampel ich auf deinem Grab herum!“

Die Oldtimer retten die Serie, ihre jungen Kollegen erreichen bei weitem nicht das Niveau der Senioren. Die Folgen leben überwiegend vom Mythos aus dem 20. Jahrhundert. Hagman starb während der Dreharbeiten zur zweiten Staffel. Ihn zu ersetzen, war undenkbar. So ereilte ihn auch noch der Serientod – „Man stirbt nur zweimal“. In den USA wird bereits die 2. Staffel mit der Trauerfeier für den beliebten Bösewicht ausgestrahlt.

Trivia am Rande: In den neuen Folgen möchte „Bobbys“ Sohn Ewing Oil zu einem Öko-Konzern für Solarenergie umbauen, der Sproß von J. R. dagegen setzt weiter auf Erdöl. Im echten Leben war Larry Hagman ein überzeugter Verfechter der Solarbranche. Stellen wir uns Bundesumweltminister Altmaier mit Stetson bei der Verabschiedung neuer Solarförderungsgesetze vor: „Hehehe.“

Dallas. Immer dienstags bei RTL, 22.15 Uhr http://dallastnt.com/