© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/13 / 25. Januar 2013

Zeitschriftenkritik: Abenteuer und Reisen
Von Stränden und Bergen
Werner Olles

Trotz Euro-Krise und angeblich ständig wachsender Armut sind die Deutschen noch vor US-Amerikanern, Japanern und Chinesen unangefochtene Reiseweltmeister. Nur die Urlaubsziele haben sich seit den 1990er Jahren stark verändert: Waren noch bis in die achtziger Jahre die Kanarischen Inseln, Mallorca und – je nach Geldbeutel – die italienische oder die türkische Riviera am beliebtesten, so treibt es uns heute weit in exotische Gefilde. Galten solche Orte früher als Refugien für Forscher oder einige wenige betuchte Individualtouristen, gibt es inzwischen kaum ein Plätzchen, das sich der Massentourismus nicht erschlossen hat. Auf Entdeckungsreisen in die Exotik gehen jetzt nicht mehr leidenschaftliche Käfersammler wie Ernst Jünger, sondern Nachbarn und Kollegen, eben Otto Normalverbraucher und Lieschen Müller. Ob dies dann allerdings noch unter der Rubrik „Abenteuerreisen“ verbucht werden kann, kommt auf die jeweilige Erwartungshaltung an. Wobei die Touristen die schönen Strände auf Bali gewiß reizvoller finden, als eine Entführung im philippinischen Dschungel oder den Raubüberfall im südafrikanischen Johannesburg.

Mit der realistischen Schilderung von derlei Unannehmlichkeiten hält sich die zehnmal jährlich erscheinende Zeitschrift Abenteuer und Reisen jedoch nicht auf. Dafür erwarten den Leser in der aktuellen Ausgabe (Januar/Februar) erlesene Bilder der Traumstrände auf den Malediven, Reportagen über Weltreisen rund um den Globus, eine afghanische Rundreise jenseits von Krieg und Taliban und luxuriöse Kreuzfahrten inklusive „cooler Drinks“. Wer es gern etwas heimatlicher hat, kann auf Schneeschuhtouren den Bayerischen Wald kennenlernen und dort, wo im Sommer die Wanderer unterwegs sind, das heftige Schneegestöber genießen. Vom Aussichtsturm auf dem Haidel, 1.167 Meter hoch, hat man zudem einen phantastischen Blick über den Böhmerwald und den Bayerischen Wald, einem zusammenhängenden Gebiet, in dem neben Wölfen und Luchsen sogar Bären leben sollen.

Recht zünftig geht es auf der edlen „Ranch at Rock Creek“ am Rande der Rocky Mountains in Montana zu. Wer schon immer mal Cowboy auf Zeit sein wollte, ist hier bei einem ausgefeilten De-luxe-Westernprogramm bestens aufgehoben. Auf zehn Quadratmeilen privatem Land, das vom Ende des 19. Jahrhunderts bis 2007 eine echte Viehranch war, werden für sattelfeste Gäste gemütliche Ausritte, aber auch nicht immer bärenfreie Mountainbike-Touren angeboten. Und während am Horizont die schneebedeckten Gipfel der bis zu 3.000 Meter hohen Ausläufer der Rocky Mountains glitzern, kreisen Weißkopfseeadler über den Köpfen der Gäste, äsen Rehe in den gelben Strahlen der Abendsonne und jagen sich kleine Präriehunde beim Spielen von Erdloch zu Erdloch.

Ein echtes Abenteuer ist auf jeden Fall die Gorilla-Trekking genannte Besichtigung der letzten Berggorillas im Vulkan-Nationalpark in Ruanda, nahe der Grenze zu Uganda und Kongo.

Kontakt: wdv Gesellschaft für Medien und Kommunikation. Postfach 2551, 61295 Bad Homburg. Der Einzelpreis beträgt 5 Euro, ein Jahresabo kostet 45 Euro.

www.abenteuer-reisen.de