© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/13 / 18. Januar 2013

Aufgeschnappt
Vor Moskau liegengeblieben
Matthias Bäkermann

Von wegen „ein Vorwärts- und vier Rückwärtsgänge“ oder „Rückspiegel zur Frontbeobachtung“. Billige Klischees über italienische Panzer aus vergangenen Tagen haben ausgedient: Der 8x8-Radpanzer Centauro und der Radschützenpanzer Freccia entsprechen heute höchsten Nato-Standards. Ihre schnelle Beschleunigung, ihr Komfort und die hohe Treffgenauigkeit der mächtigen 105-Millimeter-Kanone weckten vergangenes Jahr sogar das Interesse des russischen Verteidigungsministeriums, das die schnittigen Kampffahrzeuge gern in Lizenz für die eigene Armee bauen wollte. Also schickten die Militärs aus Rom im Herbst mehrere dieser Nato-Panzer nach Rußland, wo man sie auf dem Testgelände Kubinka einer genaueren Prüfung unterzog.

Doch dort, nur zwanzig Kilometer westlich vor den Toren Moskaus, mußten die Panzer im Dezember vor dem russischen Winter kapitulieren. Dabei brauchte das Thermometer gar nicht erst auf minus 40 Grad Celsius zu fallen, bereits bei 10 Grad unter Null wollten sich die Motoren nicht mehr starten lassen. Zudem fror die Hydraulik ein, wonach alle Heizsysteme ausfielen, wie die Zeitung Rossijskaja gaseta vergangenen Montag spöttelte. Daß der nach jedem Schuß aufgewirbelte Schnee auch noch an der Optik klebenblieb, weil die Wischer überfordert waren, machte die frierende Panzerbesatzung dann vollends kampfunfähig.

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