© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/13 / 18. Januar 2013

Umwelt
Minenfeld E10-Sprit
Michael Manns

Es ist zwei Jahre her, daß sich die Autofahrer hinknieen mußten, um sich durch die Klimapriester verdummen zu lassen, daß ihnen mit staatlicher Gewalt E10 aufs Auge, pardon in den Tank gedrückt wurde (JF 51/10). Jetzt gibt es Neuigkeiten. Aber Vorsicht: Kein Heiliger Geist hat die berufsmäßigen Gutmenschen erleuchtet: nämlich, daß Millionen Hektar zusätzlicher Ackerflächen für den „Biosprit“ verbraucht werden, folglich die Lebensmittelpreise steigen, der Hunger der Ärmsten in der Welt zunimmt. Kein Purgatorium hat die geistigen Vorturner in Brüssel geläutert. Die Neuigkeit stammt von Forschern der britischen Universität Lancaster, veröffentlicht im Journal Nature Climate Change. Die haben untersucht, was der massive Anbau von Turbobäumen für Biosprit bewirkt. Sie dünsten Isopren aus, ein Gas, das zusammen mit Stickoxiden Ozon bildet – bodennah und daher die Atemwege reizt und so sogar zu Todesfällen führen kann.

Für E10 & Co. will man schnellwachsende Pappeln, Weiden und Eukalyptus. Dafür sind aber nicht ein paar Hektar vor den Brüsseler Zentralen des Politirrsinns nötig, sondern eine Fläche, die zweimal so groß wie Deutschland ist. Wie vermint das Biosprit-Feld ist, zeigen weitere Meldungen. In der EU-Kommission gibt es Pläne, die Zehn-Prozent-Quote für Äthanol im Kraftstoff wieder zu reduzieren. Allerdings müßte Berlin mitspielen. Konträr dazu ist die Entwicklung in den USA: Hier hat man gleich noch eine Bio-Schippe draufgelegt und E15 eingeführt. Wäre das ganze nur eine Seifenoper, die man entspannt am Fernsehschirm verfolgt, könnte man darüber lachen. Doch es ist beinharte Realität, denn man ist Passagier auf einem verrotteten EU-Tanker, der durch schwere See schlingert. Der Kompaß spielt verrückt, das Navigationsgerät ist kaputt, die Crew zerstritten und inkompetent. Der Ausguck eingeschlafen. Hoffentlich gibt es genügend Rettungsboote.

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