© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/13 / 18. Januar 2013

Blick in die Medien
Geburtenrate: „Bravo“ stürzt immer weiter ab
Toni Roidl

Die Bravo steckt in Schwierigkeiten. Die Münchner Redaktion des führenden deutschen Jugendmagazins streicht 14, der Bauer Verlag sogar über 50 Stellen. Der Grund sind drastische Auflagenrückgänge.

1956 erschien die erste Ausgabe der Jugendzeitschrift für Film und Schlager mit dem Titel Bravo in einer Startauflage von dreißigtausend Heften. Zehn Jahre später waren es zwanzigmal so viele. Herausgeber Peter Boenisch paukte die Amerikanisierung der deutschen Kultur voran, was Elvis, Beatles und Stones hergaben. Bravo munitionierte die Jugendlichen im Generationenkonflikt. Oft zum Ärger der Behörden: Keine andere deutsche Zeitschrift wurde so oft indiziert!

Obwohl Bravo viele Jugendtrends erstaunlich schnell aufgreifen konnte – über Hip-Hop berichtete das Heft schon 1980 – sank die Auflage vom Spitzenwert von 1,5 Millionen auf nun noch 300.000, den Wert von 1960. Auch der Bravo-Ableger Yeah! verliert zweistellig. Bravo TV und Bravo Screenfun wurden längst eingestellt.

Chefredakteur Philipp Jessen macht das Internet, den Geburtenrückgang und einen „Mangel an massentauglichen Stars“ dafür verantwortlich. Nicht mal Justin Bieber konnte den Auflagensinkflug bremsen.

Allerdings hat der Bauer-Verlag auch selbst mit der Diversifizierung in etliche Tochtertitel wie Bravo Girl oder Bravo Sport dazu beigetragen. Bis heute werben zudem einige große US-Firmen nicht in Bravo, weil ihnen die Aufklärungsseiten zu „explizit“ sind.

2011 wollte Jessen als Gegenstrategie noch „deutsche Stars aufbauen“ und ließ per Titel fragen „Sind deutsche Stars peinlich?“ Antwort: Sie sind es nicht. Aber die richtigen hat Bravo immer noch nicht gefunden. Als weitere Offensivmaßnahme erklärt Jessen, die Redaktion habe stark an der Textqualität gearbeitet. Das darf man bezweifeln – Bravo erhebt ein extremes Denglisch immer noch zum Stilmittel.

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