© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/13 / 18. Januar 2013

Bewährtes trotz Kürzung
Oper: „Lohengrin“ an der Semperoper Dresden
Ellen Kositza

So heftig es schon seit Monaten in Vorfreude wagnert auf Bühnen und in Blättern (JF 3/13) – vergangenen Sonntag wurde das Jubeljahr Richard Wagners nun auch in Dresden, wo er als Hofkappellmeister tätig war, gültig eingeläutet. Christian Thielemann, seit Saisonbeginn Chefdirigent an der Dresdner Semperoper (JF 36/12), dirigierte erstmals in dieser Position eine Wagneroper. Vor ausverkauftem Haus wurde auf die nun dreißig Jahre alte „Lohengrin“-Inszenierung von Christine Mielitz zurückgegriffen.

Der Retroreiz flutete geradezu von der Bühne ins Parkett, die Inszenierung roch sogar ganz buchstäblich nach Dachboden, Kleiderkammer, und folgerichtig nach Bewährtem, Bewahrtem. Die Kostüme! Diese Farben! Wann je zuletzt gesehen, dies Tannengrün, dies Altrosa! Daß König Heinrich, warnend vor der Gefahr aus dem Osten, von einem Koreaner gegeben wurde; daß den Lohengrin ein Amerikaner mit Akzent („ssu dir!“) sang: es störte kaum.

Das Publikum, teils leidgeprüft durch Bayreuther Rattentheater, durch pazifistisch-waffenlose Regiegriffe oder einen benzinkanisterbewehrten Lohengrin, war entsprechend dankbar. Frenetisch der Schlußapplaus. Keinen hielt es mehr auf dem Sitz; stehend wurde applaudiert, getrampelt, nicht enden wollendes Freudengeheul, wenn wiederholt der Meisterdirigent vor dem samtenen Vorhang sich schwitzend verbeugte. Ja, es war grandios!

Wen stört, daß ein kleines bißchen gekürzt wurde? Nämlich im dritten Aufzug. Hier fehlte das Drängen des Königs und aller Männer auf den scheidenden Lohengrin: „Oh, bleib, und zieh uns nicht von dannen / Des Führers harren deine Mannen!“ bis hin zu Lohengrins tröstender Prophezeihung: „Doch, großer König, laß mich dir weissagen:/ Dir Reinem ist ein großer Sieg verliehn! Nach Deutschland sollen noch in fernsten Tagen/ des Ostens Horden siegreich nimmer ziehn!“ Das Büro Christian Thielemanns bestätigte auf Nachfrage der JF die Kürzung und teilte mit, sie gehe auf die Regie zurück.

Ganz klar: Die Zeit mahnt! Viereinhalb Stunden waren angekündigt. Die drei Minuten mehr aber wären locker dringewesen.

Die nächste „Lohengrin“-Vorstellung in der Semperoper Dresden, Theaterstraße 2, findet am 20. Januar um 16 Uhr statt. Kartentelefon: 03 51 / 49 11 705 Eine ausführlichere Besprechung lesen Sie in der nächsten JF-Ausgabe 5/12.

www.semperoper.de

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