© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/13 / 18. Januar 2013

Grüße aus Bern
Kampf dem Zuzug
Frank Liebermann

Die Schweiz ist ein kleines Land. Auf rund 41 000 Quadratkilometern leben fast acht Millionen Menschen. Noch kleiner ist die besiedelte Fläche. Da ein großer Teil des Landes mit Bergen verstellt ist, wo nur wenige Menschen leben, sammelt sich die Bevölkerung entlang einer Kette von Städten, die sich von St. Gallen, über Winterthur und Zürich, nach Basel, Bern und Genf erstreckt. Dort sind über 70 Prozent der Bevölkerung wohnhaft. Daher ist es kein Wunder, wenn die Schweizer eine Überbevölkerung konstatieren und eine Überlastung der Infrastruktur beklagen. Züge sind überfüllt, Straßen verstopft und Wohnraum fehlt.

Abhilfe schaffen will diesem Mißstand die Initiative Ecopop. Der Name setzt sich aus „ECOlogie et POPulation“ zusammen, was auf deutsch „Umwelt und Bevölkerung“ bedeutet. Ziel ist eine Begrenzung des Zuwachses der Wohnbevölkerung von 0,2 Prozent pro Jahr. Die Zuwanderungsquote würde dann zu einem Rückgang der Bevölkerung führen, da die Geburtenrate auch bei den Schweizern sehr niedrig ist. Ecopop bezeichnet sich als einzige Initiative, die sich auch aus ökologischen Gründen mit der Bevölkerungspolitik befaßt. Um dieses Ziel zu erreichen, wollen die Initianten internationale Verträge kündigen und einen Teil der Entwicklungshilfe für eine freiwillige Familienplanung investieren.

Bei der Einreichung der Unterschriften in Bern wurde auf den ökologischen Fußabdruck verwiesen. Schon heute sei in der Schweiz die Belastung der Umwelt um 300 Prozent höher als ihre Regenerationsfähigkeit, so Philippe Roch, Mitglied des Unterstützungskomitees.

Kritik bleibt nicht aus. Die politische Rechte bis hin zur Mitte ist unzufrieden mit den Beschränkungen der Freiheitsrechte und einer Reduktion des Wachstums, die Linke klagt über Ausländerfeindlichkeit und hat schon vorsorglich die Faschismuskeule ausgepackt.

Doch hat die Initiative nicht recht? Die Weltbevölkerung wächst kontinuierlich. Rohstoffe werden knapper und die Umweltbelastung steigt. Ob alles so schlimm ist wie manche Ökohysteriker beschreiben, ist unklar, unbestreitbar ist aber, daß die Umweltprobleme mit der Anzahl der Menschen steigt.

Wie es tatsächlich um den Erfolg von Ecopop bestellt ist, bleibt unklar. Die Unterstützungsunterschriften wurden allerdings schon in Rekordzeit gesammelt.

www.ecopop.ch

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