© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/13 / 11. Januar 2013

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Meine Heimat“, JF 2/12

Dort, wo die Sonne zuerst schien

Heimat braucht der Mensch und ich bin der JF dankbar, daß sie so etwas Existentielles zum Thema macht. Auch für mich war und ist Heimat der Wurzelboden, wo mir die Sonne zuerst schien und die Sterne des Himmels leuchteten, wo ich als Kind sprechen und gehen gelernt habe, wo ich getauft wurde, die ersten Schuljahre absolvierte und das Grab meiner Eltern ist, wo man Gespräche mit alten Steinen führen kann und wo ein vermostes Steinkreuz am Wegesrand ein Lebenssignal vergangener Zeiten ist. Heimat ist eben auch dort, wo ich nicht erklären muß, wer ich bin und wo Dankbarkeit aufkommt, daß ich in einer Gegend aufwachsen durfte, deren Bilder noch heute Seele und Geist berühren und bezaubern. Ich danke dem Himmel dafür, daß ich tief in mir dies noch heute verspüre.

Es bedurfte nicht erst des wissenschaftlichen Belegs durch die Dissertation des Schweizer Arztes Johann Hofer 1678, der das Heimweh als „Krankheit“ diagnostizierte und ihr die griechische Bezeichnung „Nostalgie“ gab, um den Begriff Heimat als Sehnsucht nach dem tragenden, bergenden Grund des Lebens auszudrücken.

Prof. h.c. Dr. h.c. Konrad Zimmer, Königsberg i. Fr.

 

Heimatkunde ist Geschichte

Es gibt eine Jahreszeit, in der die Menschen voller Freude und Ausgelassenheit tage- und nächtelang feiern, tanzen, trinken und vollmundig ihre Heimat besingen: Es ist die Karnevalszeit, speziell die in Köln. Nur wir aus Deutschlands Osten stehen betroffen daneben – wissen wir doch, täten wir Gleiches, wären wir „Revanchisten“, „Rechtsradikale“, würden wir das herzliche Miteinander mit unserem polnischen Bruderstaat zerstören, kurz: wären wir „politisch unkorrekt“.

Trotzdem, Heimatrecht ist Menschenrecht – auch für diejenigen, die ausgeraubt, oft verprügelt und ohne jegliche Habe aus ihrer Heimat, aus ihrem Eigentum vertrieben worden sind. Die Vertriebenen haben eben dieses Pech gehabt, waren sicher alle Nazis und haben den Krieg gegen die ach so liebevollen polnischen Nachbarn angezettelt, ist die landläufige Meinung jüngerer, umerzogener Westdeutscher. Seit 1968 wurden die Vokabeln Heimat, gar Heimatrecht, bewußt aus dem Sprachgebrauch verbannt. Werke des sehr klugen Pädagogen Eduard Spranger („Der Bildungswert der Heimatkunde“) wurden in der pädagogischen Lehre aussortiert, aus Heimatkunde wurde Sachkunde/Sachunterricht und das Volkslied, die Volksmusik, die Volkskunst, das Volksmärchen, falls diese sich auf Deutschland bezogen, wurden den Schülern nicht mehr vermittelt.

So hat man bereits Generationen – zugunsten von „Multikulti“ – um ihr Heimatbewußtsein zu betrügen versucht.

Barbara Berger, Dortmund

 

 

Zu: „Alle Spuren des Deutschtums sind zu beseitigen“ von Konrad Fischer, JF 2/13

Nicht mehr nach dem Kriegsende

Die Fairneß hätte erfordert, deutlich zu machen, daß das rezensierte Buch die Zustände in Schlesien kurz nach Kriegsende beschreibt. Dem mit der Materie nicht vertrauten Leser bleibt verborgen, daß sich die Verhältnisse seit 1990 grundlegend geändert haben. Daß die heutige, dort lebende Generation sich des „historischen Erbes“ voll bewußt ist und sich redlich bemüht, die jahrhundertelange deutsche Geschichte des Riesengebirges und Schlesiens objektiv darzustellen und zu erforschen und daß man versucht, die Sünden der unmittelbaren Nachkriegszeit nach Möglichkeit wiedergutzumachen. Ich denke als Beispiel an das vorbildliche Städtische Museum in Breslau, an die Hirschberger Gnadenkirche, in der man die 1945 übermalten deutschen Texte an den Emporen mühsam restauriert hat oder an den deutsch-polnischen Verein zur Erhaltung Schlesischer Kultur und die vom polnischen Konservator tatkräftig unterstützte segensreiche Tätigkeit. Ich denke auch an Schloß Lomnitz, in dem das deutsche Ehepaar von Küster neben einem schönen Hotel ein lebendiges, in die ganze Region ausstrahlendes Kulturzentrum geschaffen hat. Die in der Rezension geschilderten schlimmen Dinge sind gottlob Geschichte. Ich habe seit 1971 Polen, vor allem Schlesien, etwa siebenhundertmal bereist, allein und als Reiseleiter, und weiß, wovon ich spreche!

Sigismund Freiherr von Zedlitz, Berlin

 

 

Zu: „Nicht um Fakten gedrückt“ von Stefan Scheil, JF 2/13

Aller schlimmen Verrate sind drei

Hier wird auf den zweifachen Verrat Italiens (1915 und 1943) hingewiesen, ohne den wohl viel gravierenderen, aber weitgehend unbekannten dritten Fall zu erwähnen, der letzten Endes Ursache des Zweiten Weltkriegs wurde. Denn Großbritannien, das nach Hitlers Einmarsch in Polen im September 1939 gemäß dem militärischen Beistandspakt mit Polen verpflichtet war, Deutschland den Krieg zu erklären, zögerte, weil es sichergehen wollte, daß auch Frankreich – aufgrund seines Vertrages mit Großbritannien – den Krieg erklärte. Das Kabinett in Paris machte dies aber davon abhängig, daß Italien nicht auf seiten Deutschlands stehe, da nur so die vermeintliche Überlegenheit der französischen über die deutsche Armee gewährleistet sei.

Zu dieser Frage wiederum ließ sich Italiens Außenminister Graf Ciano, der Schwiegersohn Mussolinis – offensichtlich unter dem Einfluß des italienischen Botschafters in Berlin, Bernardo Attolico, der mit dem deutschen Widerstand in Verbindung gebracht wird – zu der Indiskretion hinreißen, Italien werde sich an einem Krieg zwischen Frankreich, Großbritannien und Deutschland nicht beteiligen. Diese Äußerung brach mit der deutsch-italienischen Übereinkunft vom 25. Oktober 1936 („Achse Berlin-Rom“), dem Beitritt Italiens zum Antikominternpakt 1937 und dem militärischen Beistandspakt vom 22. Mai 1939 („Stahlpakt“, Patto d’Acciaio). Mit diesem Verrat ist Italien Deutschland in den Rücken gefallen und gab Frankreich grünes Licht für die Kriegserklärung gegen Deutschland, durch die wiederum Großbritannien in den Krieg hineingezogen wurde. So wurde aus dem deutsch-polnischen Grenzkonflikt durch Intrige, Lüge und Verrat der Zweite Weltkrieg in Gang gesetzt.

Dr. jur. Ferdinand von Pfeffer, Lünen

 

 

Zu: „Falscher KZ-Häftling“ von Thorsten Hinz, JF 2/13

Uthgenannt: Köpenickiade 2.0

Der Hauptmann von Köpenick war ja ein Waisenknabe gegenüber dem falschen KZ-Häftling Otto Uthgenannt! Es stimmt mich nachdenklich, daß die so freiheitliche Medienwelt in Deutschland und Österreich solche Tatsachen weitgehend verschweigt und sich lieber im Plagiatensumpf aalt.

Franz-Dieter Schlagkamp, Senheim/Mosel

 

 

Zu: „Impulse für den Antiimperialismus“ von Günther Deschner, JF 52/12-1/13

Waßmuß: Ein Mann, eine Armee

Lobenswert, daß die JUNGE FREIHEIT dem Leser geschichtliche Epochen – hier am Beispiel von Max von Oppenheim – nahebringt. In dem Bericht wird auch Wilhelm Waßmuß erwähnt, auf den unbedingt näher einzugehen ist. Der 1880 bei Goslar geborene Waßmuß wurde mit knapp 30 Jahren Vizekonsul in Mombasa und zwei Jahre später Leiter des deutschen Konsulats in Buschehr (Persien). Als Waßmuß auf dem Weg war, um seinen dortigen Posten zu übernehmen, brach der Erste Weltkrieg aus. Obwohl das persische Kaiserreich seine strikte Neutralität betont hatte, beschlagnahmten die Briten deutsche Schiffe im Persischen Golf, verhafteten deutsche Firmenvertreter und besetzten auch das deutsche Konsulat, schafften die Akten fort und verschleppten das gesamte Konsulatspersonal, um es zu internieren.

Für den völkerrechtlich denkenden Waßmuß hatte damit im an sich neutralen Persien ein englisch-deutscher Krieg begonnen. Waßmuß führte bis zu 3.000 Stammeskrieger gegen britische Stellungen bei Buschehr und plante Überfälle von nur hundert Beteiligten auf feindliche Transporte. Er täuschte Feldzüge vor, die gar nicht stattfanden, und lancierte bewußt irritierende Nachrichten. So blockierte Waßmuß während des gesamten Krieges Englands persische Nachschublininen.

Die Briten zahlten dagegen zwei Millionen Pfund Sterling an Subsidien, um aus Iranern eine elftausend Mann starke Truppe, die South Persian Rifles, gegen Waßmuß aufzustellen, während dieser aus Berlin nur 100.000 Mark und eine unbestimmte Zahl an Mausergewehren erhielt sowie 30.000 Goldmark von Großkaufleuten aus Shiraz. Erst Ende 1918 fiel Waßmuß durch den Verrat eines persischen Offiziers den Briten in die Hände. Am Tage darauf erklärte Premierminister Lloyd George vor dem Unterhaus: „Die bisher in Südpersien operierende deutsche Armee befindet sich seit gestern in britischem Gewahrsam“ – faktisch bestand sie aus einem Mann, der als Wilhelm Waßmuß bekannt ist.

Albert Uphoff, Emsdetten

 

 

Zu: „Das Dilemma der Freien Wähler“ von Dieter Stein & „Für Aiwanger. Gegen Aiwanger“ von Henning Hoffgaard, JF 51/12

Es fehlt die rechte klare Führung

Die Fehler und Versäumnisse in der sogenannten „Krisenbewältigung“ der Euro-Währung führen bei vielen zur Wahl zwischen Pest und Cholera. Die politisch bewußte Nichtwahl nimmt deutlich zu. Doch unterstützt diese letztlich die Parteien, die man nicht wählen will, und bis auf „Die Linke“ schwimmen alle etablierten Parteien gemeinsam im Konsensbrei. Zwar schießen jetzt Wahlinitiativen wie die „Wahlalternative 2013“ und manch rechte (Internet-)Gruppierung empor, die man nicht in die rechtsextreme Ecke schieben kann. Doch diese vielfältigen „Bewegungen“ haben einen entscheidenden Nachteil: Sie finden nicht zusammen. Persönliche Eitelkeiten und Animositäten verhindern eine Zusammenarbeit, durch die erst die bestehende Parteienstruktur verändert werden könnte. Markantes Beispiel hierfür sind die Querelen innerhalb der „Freien Wähler“. So erreichen diese ihr Ziel weder bei der Niedersachsenwahl im Januar noch bei der Bundestagswahl.

Brigadegeneral a.D. Dieter Farwick, Sigmaringen-Laiz

 

 

Zu: „Die Franzosen säbeln uns den Schwarzwald ab“ von Christoph Keller, JF 51/12

Kausalbeziehung existiert doch

Die Aussage, daß der wissenschaftliche Nachweis einer Kausalbeziehung zwischen industrieller Luftverunreinigung und Waldschäden ausstehe, ist in dieser generellen Form nicht richtig. Waldschäden durch Schwefeldioxid-Emissionen, einst als Rauchschäden bezeichnet, sind seit alters her aus der Umgebung von Hüttenwerken, die schwefelhaltige Erze verarbeiten, bekannt. Sie waren aber lokal begrenzt. Abgesehen von der steigenden Menge verbrannter (Braun-)Kohle wurden – durch die Hochschornstein-politik – die von Kraftwerken und Industriebetrieben ausgestoßenen Schadstoffe und damit auch das Schwefeldioxid über weite Entfernungen verfrachtet. Schäden traten so nicht flächendeckend auf, sondern primär in den exponierten Lagen. Die seinerzeit erlassenen Vorschriften zur Rauchgasentschwefelung haben sich ohne Zweifel segensreich ausgewirkt.

Hinzuweisen ist auch auf die aus klimatischen Gegebenheiten resultierenden bodenchemischen Prozesse, die das Wurzelsystem der Bäume durch Versauerungsschübe schädigen, etwa durch das Absterben der Feinwurzeln. Folge hiervon sind unter anderem Störungen im Wasserhaushalt des Baumes, der darauf mit Verminderung der wasserverdunstenden Blatt-/Nadelmasse reagiert. Der diesbezüglich wichtige pH-Wert des Bodens ist wiederum von der Qualität des Grundgesteins abhängig. Bei uns wächst der Wald auf mehr oder weniger armen Böden, deren Nährstoffhaushalt durch die waldverwüstenden Nutzungen insbesondere im 17./18. Jahrhundert gravierend verschlechtert worden ist.

Dr. Manfred Förster, Einbeck

 

 

Zu: „Noch ist Doorn nicht verlor’n“ von Christian Vollradt / Marcus Schmidt, JF 50/12

JF-Bericht befördert Umdenken

Danke, daß die JF das Schicksal von Huis Doorn, dem Exilsitz Kaiser Wilhelms II. in den Niederlanden, in die Öffentlichkeit rückt! Leider gingen in den letzten Jahren mit den Besucherzahlen auch die Einnahmen der Stiftung zurück. Bei den Besuchern macht sich ein Generationenwechsel bemerkbar. Doch als Bewahrerin einer kulturhistorischen Periode, die so anderswo nicht mehr erhalten und präsentiert wird, muß Huis Doorn als Museum erhalten bleiben! Unverständlich bleibt daher die Zurückhaltung der Generalverwaltung des ehemals regierenden preußischen Königshauses, des Johanniter-Ordens (dessen allerhöchster Protektor Kaiser Wilhelm II. war) und anderer dem preußischen Gedanken zugewandter Vereinigungen. Ich hoffe, es ist nur Gedankenlosigkeit und kein Desinteresse – vielleicht fördert der JF-Bericht ja ein Umdenken. Befördert werden könnte dieses auch durch die ansprechende Internetseite mit dem „Bildarchiv Huis Doorn“ (www.fotocollectie.huisdoorn.nl), das in einer umfangreichen Fotosammlung kaiserliche Alben zeigt, die für jeden an der Kaiserzeit Interessierten eine wahre Fundgrube sind.

Matthias W. Moritz, Bergisch Gladbach

 

 

Zu: „Das geheime Deutschland“ von Ellen Kositza, JF 50/12

Unzureichendes Kindergeld

Ellen Kositza hat mit ihrem Beitrag über die Rolle der Hausfrau in allem recht. Wenn der Staat ein richtiges Erziehungsgeld zahlte (statt unzureichendes Kindergeld) und wenn der Familienvater sich einen gerechten Arbeitsertrag erwerben könnte, würde sich das Geheimnis eines jeden Volkes offenbaren können. „Frau“ könnte dann selbstbestimmt ihre Lebensform wählen. Viele junge Frauen würden gern in privaten Haushalten Kinder versorgen.

Dorothea Zill, St. Peter-Ording

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