© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/13 / 11. Januar 2013

Augstein gegen Broder
Antisemitismusvorwurf: Das deutsche Feuilleton streitet mal wieder darüber, welche Israelkritik zulässig ist – und welche nicht
Ronald Gläser

Regelmäßig werden alle möglichen, mehr oder weniger ernstgemeinten Ranglisten erstellt. Die zehn besten Manager der Welt (Manager Magazin), die schönsten Strände (Merian) oder die 100 peinlichsten Berliner zum Beispiel (tip).

Schnell geschrieben, noch schneller vergessen. Doch im Falle der Liste der zehn wichtigsten Antisemiten der Welt 2012 vom Simon-Wiesenthal-Zentrum (SWZ)brach ein Sturm der Entrüstung los, der seinesgleichen sucht. Weil der Verleger des Freitag, Jakob Augstein, auf Platz neun zwischen Rechtsextremisten und Islamisten auftaucht.

Das Simon-Wiesenthal-Zentrum wirft ihm unter anderem die krude Gleichsetzung othodoxer Juden mit Islamisten vor.Einmal mehr diskutiert nun das deutsche Feuilleton darüber, ob und welche Israelkritik es als zulässig erachtet.

Gesprächsbereitschaft herrscht kaum. Auf der einen Seite der Spiegel („Ein Skandal“): Das Magazin habe den verantwortlichen SWZ-Mitarbeiter Abraham Cooper zu einem Streitgespräch bewegen wollen. Doch der Rabbi habe sich geweigert. Das Nichtzustandekommen des Interviews pumpt die Spiegel-Redaktion zu einem längeren Beitrag in der aktuellen Ausgabe auf. Tatsache ist, daß Abraham Cooper seine Positionen in Interviews, zum Beispiel bei Zeit Online, verteidigt.

Auf der anderen Seite Henryk M. Broder, der hart mit Augstein ins Gericht gegangen war und als Stichwortgeber der Rangliste gilt. Broder wurde von Radio Eins daraufhin als Kommentator fallengelassen. Er wurde kurzfristig von dem RBB-Sender informiert, daß sein nächster Kommentar wegen der Causa Augstein ausfallen müsse. Broder hat daraufhin die Zusammenarbeit aufgekündigt. Zuvor hatte er ein Streitgespräch mit Augstein angeregt. Aber Augstein wollte nicht.

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