© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/13 / 11. Januar 2013

Philipp Burger, der Rocksänger sorgt mit konservativen Texten für Schlagzeilen
Für die Heimat
Nils Wegner

Sie singen von „Heimat, Sprache, Tradition und Volk ... als Herzenssache“ und füllen die Konzertsäle in Hamburg, München, Berlin und anderen deutschen Städten. Ratlos stehen die Medien vor dem Phänomen „Frei.Wild“, denn die Südtiroler Formation erfüllt zwar nach den gängigen Kategorien die Merkmale einer „rechten“ Rockgruppe – der Süddeutschen Zeitung gilt sie bereits als „Erbe der Böhsen Onkelz“ –, doch ihr Erfolg beim Publikum verhindert, sie einfach zu Parias erklären zu können.

Viel Anlaß zum medialen Kopfzerbrechen gab es also, als jüngst das neue Frei.Wild-Album „Feinde deiner Feinde“ in Deutschland unmittelbar auf Platz zwei landete; ebenso die begleitende Konzerttournee mit dem Höhepunkt im Dezember in Berlin. Vor allem ein unter dem Pseudonym Thomas Kuban firmierender anonymer „Investigativjournalist“ befeuerte die Medienbesorgnis: Frei.Wild transportierten in ihren – meist von Philipp Burger geschriebenen – Liedern geschickt getarnt rechtsextremes Gedankengut.

Burger eignet sich am besten als Beweis für Frei.Wilds angeblichen Rechtsextremismus, nicht nur weil er als Autor der meisten Texte scharf und polemisch gegen „Gutmenschen und Moralapostel“ formuliert und als Sänger zudem das „Gesicht“ der Gruppe ist, sondern weil der 32jährige Brixener vor der Gründung von Frei.Wild 2001 in der nationalistischen Skinheadband „Kaiserjäger“, benannt nach der gleichnamigen k.u.k.-Heeresformation, spielte. Davon hat sich Burger allerdings distanziert, längst bezeichnet er dies als Jugenddummheit.

Vorgeworfen wird Burger außerdem, Mitglied der „Freiheitlichen“ gewesen zu sein; dem Pendent der FPÖ in Südtirol. Sein Austritt aus der Partei 2008 dürfte nicht zuletzt mit den scharfen Protesten gegen ein geplantes Frei.Wild-Konzert auf einer Parteiveranstaltung zusammengehangen haben.

Diese Sachverhalte aus der Mottenkiste zu holen und daraus ein Bündel von Verdächtigungen zu schnüren, tut Burger jedoch unrecht: In den meisten Texten bleibt er auf ganz unpolitische Weise dem Credo der Gruppe treu, das sich in der namengebenden Synthese aus „frei“ und „wild“ ausdrückt. Wo die Lieder politisch werden, übermitteln sie ein spezifisches Südtirol-Gefühl, das der komplizierten Situation des Landes entspringt. So wird auch Burgers Einstellung gegenüber der linken Kritik, bundesdeutsche Probleme nicht zu den seinen machen zu wollen, verständlich: „Wir sind keine Deutschen, wir sind Südtiroler“, betonte der Frei.Wild-Sänger in einem Interview.

Dennoch wird das Rühren an deutschen Komplexen wohl auch weiterhin seine Gegner zur Weißglut bringen – da hilft es Burger auch nicht, inzwischen zu versuchen, diese mit ein paar demonstrativen „Nazis raus!“-Rufen auf der Bühne zu besänftigen.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen