© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/13 / 11. Januar 2013

Chinesischer Staatsfonds will bei Daimler einsteigen
Sicherer Hafen
Jörg Fischer

Die mediale Aufregung war groß, als bekannt wurde, daß der chinesische Staatsfonds CIC bei Daimler einsteigen will. Mit vier bis zehn Prozent wollen sich Investoren aus dem Reich der Mitte an dem Stuttgarter Autobauer beteiligen. Ob es dazu kommt, ist längst nicht entschieden – aber droht nach der chinesischen Übernahme erfolgreicher mittelständischer Weltmarktführer wie Putzmeister (JF 43/10) nun auch der Ausverkauf deutscher Industriegiganten?

Im Falle Daimler vorerst nicht. Mit CIC würde zunächst nur ein Ersatz für den im vergangenen Jahr ausgestiegenen Ankeraktionär Aabar Investments PJSC, einen Staatsfonds aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, gefunden. Vier Fünftel der Daimler-Aktien blieben wie bisher in Streubesitz. Und zur Industriespionage, derer nicht nur chinesische Firmen verdächtigt werden, braucht man kein Großaktionär zu sein.

Eher ist zu vermuten, daß China sichere Anlagen für seine billionenschweren Devisenbestände sucht. Staatsanleihen in Euro, Yen oder Dollar bieten derzeit eine Rendite unterhalb der realen Inflationsrate – und Schuldenschnitte sind nicht ausgeschlossen. Investitionen in die Realwirtschaft sind nicht nur für Staatsfonds eine Alternative. Mercedes-Benz meldete 2012 den Rekordabsatz von 1,42 Millionen Autos – über 13 Prozent davon wurden in China abgesetzt. Und mit einer Dividendenrendite von etwa fünf Prozent ist Daimler derzeit sicherlich keine Fehlinvestition.

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