© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/13 / 11. Januar 2013

Frankreich streitet über Homo-Ehe
Bürgerliche wachen auf
Jürgen Liminski

Selbst im kleinen Ort Saint Alban im Norden der Bretagne mit seinen vielleicht 200 Seelen hat der Gemeindevorstand einen Bus organisiert und lädt im Pfarrbrief dazu ein, sich am Sonntagmorgen pünktlich um sechs Uhr auf dem Platz gegenüber der Kirche einzufinden und für 37 Euro mit nach Paris zu fahren – zur „Demonstration für alle“. Das bürgerliche Frankreich mobilisiert.

Es geht bei der Demonstration in Paris längst nicht mehr nur um die Gleichstellung homosexueller Paare. Es geht, wie der frühere Europa- und Forschungsminister Laurent Wauquiez von der Mitte-Rechts-Partei UMP sagt, um eine „große politische Manipulation“, um, wie viele andere sagen, die „Identität der Familie und Frankreichs“, um die Freiheit der Schulen, um die Gleichheit vor dem Gesetz.

Große Worte, gewiß. Aber auch der Einsatz ist hoch und er mobilisiert. Statt ein Referendum über die Homo-Ehe zu veranstalten (70 Prozent der Franzosen sind für eine Volksbefragung), will die sozialistische Regierung von Präsident François Hollande und Premier Jean-Marc Ayrault das Volk überrollen. Fiskalisch geschieht es schon. Selbst der Verfassungsrat spricht von „Enteignung“ durch die neuen Steuergesetze. Frankreich erwacht. So totalitär links wollte man es nun doch nicht. Der Sonntag wird die Linksfront vor die Alternative stellen: Demokratie oder Ideologie.

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