© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  02/13 / 04. Januar 2013

Umwelt
Lehrreiche Wesen
Volker Kempf

Die Jahreswesen 2013 können alle kaum noch aufgezählt werden. Meist geht es darum, auf das Schwinden eines artspezifischen Lebensraumes aufmerksam zu machen. Beim Vogel des Jahres, der Bekassine, macht die Zerstörung von Mooren und Feuchtwiesen Probleme. Im Garten soll daher Erde ohne Torf verwendet werden, um den „Meckervogel“ mit dem langen Schnabel zu schützen, lautet die Botschaft des Naturschutzbundes. Die Forelle wurde vom Verband Deutscher Sportfischer ausgewählt. Sie ist in Sachen Wasserqualität sehr anspruchsvoll. Auch das beinhaltet eine klare Botschaft. Vom Angeln halten passionierte Tierrechtler dennoch nichts. Anders verhält es sich mit der vom Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneimittelkunde gekürten Heilpflanze des Jahres 2013, der Großen Kapuzinerkresse.

Tropaeolum majus ziert nicht nur so manchen Garten mit ihren meist orangefarbenen Blüten. Das Grün schmeckt vorzüglich, etwa zu Käsebroten und darf auch weiterhin mit gutem Gewissen verspeist werden. Die Pflanze enthält nämlich nicht nur viel Vitamin C, sondern auch medizinisch wirkende, scharf schmeckende Glucosinolate. Aus besagter Substanz wird im Körper durch Enzyme Senföl, das die Vermehrung von Bakterien, Viren und Pilzen hemmen kann und durchblutungsfördernd wirkt. Untersuchungen zufolge besteht die Hoffnung, daß Senföle den Gebrauch von Antibiotika mit der dazugehörenden Problematik der Resistenzen einschränken helfen könnte. In der Medizin der Indianer ist die Kapuzinerkresse, die aus Südamerika stammt, traditionell gegen Hauterkrankungen sowie als Schmerz- und Wundheilmittel im Einsatz. Auch gegen Bronchitis und Husten wird die Große Kapuzinerkresse sogar von moderner Medizin als wirkungsvoll angesehen. Jedes Jahreswesen verdient Aufmerksamkeit, die diesjährige Heilpflanze hat es aber besonders in sich.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen