© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/12 - 01/13 / 21./28. Dezmber 2012

Frisch gepresst

Moeller van den Bruck. Drei Doktorarbeiten sind binnen drei Jahren über Arthur Moeller van den Bruck, eine Leitfigur der „Konservativen Revolution“, erschienen. André Schlüter untersucht das essayistisch-literaturkritische Frühwerk Moellers (JF 41/10), Claudia Kemper konzentriert sich auf die Analyse des von Moeller geprägten Autorennetzwerks der Zeitschrift Gewissen (JF 37/12), und die von Franklin Kopitzsch und Moshe Zimmermann betreute Hamburger Dissertation von Volker Weiß wagt nun den Zugriff auf den Schöpfer einer „alternativen Moderne von rechts“. Da Weiß glaubt, Moeller rücke auch deshalb ins „Zentrum der Forschung“, weil „theoretisierende Kreise deutscher und europäischer Rechter“ sich auf sein Werk für ihre „Revitalisierungsversuche“ der KR beziehen, versteht er sein Unternehmen auch volkspädagogisch. Denn es dient wohl der Abschreckung, wenn er viel Fleiß investiert, um den von Armin Mohler ausgehobenen Graben zwischen KR und NS wieder zuzuschütten und anhand der positiven Moeller-Rezeption nach 1933 zu belegen, daß hier wesentlich engere Verwandtschaftsverhältnisse bestanden hätten als „heutige Epigonen“ der KR einzuräumen bereit seien. (rs)

Volker Weiß: Moderne Antimoderne. Arthur Moeller van den Bruck und der Wandel des Konservatismus. Schöningh Verlag, Paderborn 2012, gebunden, 548 Seiten, Abbildungen, 68 Euro

 

Nationalbolschewismus. Den weltanschaulichen Positionen des Publizisten Karl O. Paetel (1906–1975), die dieser im „Nationalbolschewistischen Manifest“ vom Januar 1933 vertrat, scheint die Patina von Jahrhunderten anzuhaften. Paetel verteidigt in dieser nun im Neudruck wieder greifbaren Schrift unter Berufung auch auf den SPD-Staatsrechtler Hermann Heller den allein nationalstaatlich realisierbaren Sozialismus. Als dessen Todfeinde figurieren bei ihm, neben der NSDAP, der kapitalistische und marxistische Universalismus. Verblüffende Aktualität gewinnt Pae-tels Plädoyer für das Eigene indes durch markante Zitate von Lenin, Trotzki und Stalin, die für die Beseitigung des Nationalstaates und die „Verschmelzung der Nationen“ agitierten und den entgrenzenden „Monopolkapitalismus“, wie einst Marx und Engels die „Große Industrie“, für seine „planierende“ Vorarbeit feierten. Verglichen damit wirkt die heutige „Mehr Europa“-Demagogie der Schäuble, Trittin, Barroso & Co. wie ein Plagiat. (dg)

Karl O. Paetel: Das Nationalbolschewistische Manifest. Reprint-Ausgabe mit einem Nachwort von Franz-Joseph Wehage. Verlag Haag & Herchen, Hanau 2012, 85 Seiten, Abbildungen, 14 Euro

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