© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/12 - 01/13 / 21./28. Dezmber 2012

Meldungen

„Kalte Landnahme“ der Chinesen in Sibirien

München. Der Münchner Experte für die Wirtschaft und Gesellschaft Südosteuropas, Werner Gumpelt, beschreibt die dramatischen Konsequenzen der wachsenden chinesischen Zuwanderung in die fernöstlichen Landesteile Rußlands: Qualifizierte russische Arbeitskräfte werden durch die billigen Immigranten verdrängt, weshalb einige Regionen schon bis zu fünfzig Prozent ihrer einstigen Bewohner verloren haben (Zeitschrift für Politik, 3/2012). Zudem legalisierten immer mehr russische Frauen die illegalen Einwanderer durch Heirat, denn diese seien fleißiger und weniger dem Alkohol ergeben. Die Folge davon ist eine „kalte Landnahme durch die Chinesen“, was bereits erste Straßen und Plätze in Russisch-Fernost mit chinesischen Namen dokumentieren. Obwohl die Behörden diese Entwicklung herunterrechnen – vor allem auf Druck der Wirtschaft, die von dem Phänomen profitiert, wächst bei der russischen Bevölkerung und Presse die Angst vor der kompletten Entrussifizierung des asiatischen Teiles. So orakelte die Tageszeitung Iswestija: „In einigen Jahrzehnten wird die Ostgrenze Rußlands am Ural verlaufen.“ (wk)

www.zfp.nomos.de

 

Aufzuklärende Schicksale ostdeutscher Juden

BERLIN. Zu den politisch ambitionierten Forschungsprojekten des Bundesarchivs (BA) zählt seit dreißig Jahren die Erstellung einer „Liste der jüdischen Einwohner im Deutschen Reich 1933–1945“. Die erste Frucht dieser Arbeit, ein mehrbändiges Gedenkbuch, beschränkte sich jedoch auf die alte Bundesrepublik. Deshalb werden die Recherchen auf den Osten Deutschlands ausgedehnt, dessen Hauptteil seit 1990 zu Polen rechnet. Die Bedeutung der Ostprovinzen für das Projekt ist evident, wenn das BA Breslau als eine der „aktivsten jüdischen Gemeinden“ im Reich exponiert (Mitteilungen aus dem Bundesarchiv, 1/2012). Ein erster „Modellversuch“ (2006), mit polnischen Archivaren das Schicksal von 150.000 ostdeutschen Juden zu klären, wurde „auf polnischer Seite jedoch nie realisiert“. 2007 reklamierte Polen „fehlende Ressourcen“. Daher wertet das BA mit eigenen Kräften seit 2009 Bestände des Breslauer Staatsarchivs aus, was zu Revisionen des Gedenkbuchs führte. Ungeachtet der Hemmnisse, rühmt das BA die „gedeihliche“ Kooperation und hofft, Polens Archivare würden bald das „Verfolgungsschicksal der eigenen jüdischen Bevölkerung“ klären. (wr)

www.bundesarchiv.de

 

Erste Sätze

Kein seelischer Zustand ist ganz einfach.

Harald Höffding: Humor als Lebensgefühl, Leipzig 1930

 

Historisches Kalenderblatt

22. Dezember 1952: Nach Angaben des Statistischen Bundesamts leben in der Bundesrepublik 446.000 Ausländer (von ca. 52 Millionen Deutschen). Mit jeweils etwa 76.000 stellen Polen, vorwiegend „Displaced Persons“, und Niederländer die größten Volksgruppen.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen