© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/12 - 01/13 / 21./28. Dezmber 2012

Wahrsager lagen im Jahr 2012 völlig daneben
(JF)

DARMSTADT. Wie in den Vorjahren haben Astrologen und Wahrsager auch 2012 mit ihren Vorhersagen kräftig danebengelegen. Das hat eine Überprüfung durch die in Roßdorf bei Darmstadt ansässige Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) ergeben. Weder sei der Euro abgeschafft worden, der Vesuv ausgebrochen noch die Olympischen Spiele in London von Terroranschlägen überschattet gewesen, wie es Anfang des Jahres behauptet worden sei. Nach GWUP-Einschätzung hat die Kanadierin Nikki Pezaro, die sich selbst als „Medium“ bezeichnet, für die absurdeste Prognose gesorgt: Sie kündigte an, daß Vögel am Jahresende Menschen angreifen würden, Tiefseemonster auftauchten und der heilige Gral gefunden werde, der dem Finder Unsterblichkeit verleihe. Ihre über 200 Prognosen erweckten den Eindruck, aus einem Hollywood-Drehbuch zu stammen, so die Gesellschaft in einer Pressemitteilung. Andere Hellseher rechneten Mitte Juli mit „Bombenattentaten, Terroranschlägen, Flugzeugunfällen und anderen Katastrophen“.

Für den Mainzer Mathematiker Michael Kunkel, der seit Jahren diese Prophezeiungen sammelt und auswertet, sind solche Schwarzsehereien nicht überraschend: „Traditionell werden für die Zukunft immer Katastrophen aller Art vorausgesagt, die in den letzten Jahren um dramatische Schilderungen der Folgen wirtschaftlicher Krisen ergänzt wurden.“ So habe ein Wahrsager aus altindischen Palmblättern Aufstände und Plünderungen in europäischen Hauptstädten herausgelesen, denen sogar der Papst zum Opfer fallen sollte.

Unterdessen hat die belgische Skeptikerorganisation SKEPP (Brüssel) ein Preisgeld in Höhe von einer Million Euro für diejenigen Wahrsager ausgesetzt, die bis zum 30. September 2013 Beweise für ein paranormales Phänomen wie Hellsehen unter kontrollierten, wissenschaftlichen Bedingungen vorlegen könnten. Kunkel selbst wagt eine Vorhersage: „Bisher gibt es für 2013 nur die üblichen, schwammigen Katastrophenprognosen – wenn da nicht mehr kommt, können zumindest die selbsternannten Propheten die Million nicht gewinnen.“

Die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) in Berlin warnt davor, den Dienst von Wahrsagern und Hellsehern in Anspruch zu nehmen. „Der Blick in die Zukunft ist jedem Menschen verschlossen“, sagte EZW-Referent für Psychologische Aspekte neuer Religiosität und Lebenshilfemarkt, Michael Utsch, der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Nach seiner Einschätzung verspüren viele Menschen in einer technisierten Welt den Wunsch, ihr ganzes Leben und damit auch die Zukunft zu kontrollieren.

www.gwup.org

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