© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/12 - 01/13 / 21./28. Dezmber 2012

Lesereinspruch

Kein Alleingang

Zu: „Ein Reinfall vor Wien“ von Christian Rudolf, JF 51/12

Die Besprechung des italienisch-polnischen Films über die Schlacht am Kahlenberg von 1683 erweckt den Eindruck, als habe der polnische König das Abendland im Alleingang gerettet.

Demgegenüber ist festzuhalten: Das christliche Heer umfaßte 74.000 Mann, davon 24.000 Polen, Litauer und Ukrainer unter dem Befehl von Johann Sobieski, 21.000 Österreicher und 29.000 Mann aus anderen deutschen Staaten. Die taktischen Operationen wurden von Herzog Karl V. von Lothringen geleitet, nicht von dem polnischen König. Der hatte den nominellen Oberbefehl; es wäre im Zeitalter des Absolutismus unmöglich gewesen, einen König unter dem Oberbefehl eines Herzogs kämpfen zu lassen.

Natürlich war der Beitrag des polnischen Königs für den Sieg entscheidend; mit nur 50.000 Mann hätte Herzog Karl die Schlacht gegen das mehr als doppelt so starke türkische Heer unter dem Großwesir Kara Mustafa nicht gewinnen können. Aber der Anteil der Deutschen sollte nicht vergessen werden.

Carl Hermann Christmann, Heusweiler

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