© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/12 - 01/13 / 21./28. Dezmber 2012

Die Deutsche Bank steht vor einem Scherbenhaufen
Dem Erbe nicht gewachsen
Markus Brandstetter

Manchmal sind die Taten von Terroristen folgenreicher, als diese es vermutlich selber annehmen. Als Alfred Herrhausen, damals Vorstandssprecher der Deutschen Bank, 1989 – wahrscheinlich durch Terroristen der Roten Armee Fraktion – ermordet wurde, da war manchem sehr wohl bewußt, was für einen großen Verlust die Bank da erlitten hat. Aber viele ahnten nicht, wie schwerwiegend die Folgen dieses verabscheuungswürdigen Verbrechens für Bank und Wirtschaft sein würden. Herrhausen war ein Ausnahmemanager: weitsichtig, klug und weise. Keiner seiner Nachfolger konnte die großen Vorgaben, die Herrhausen gemacht hatte, auch nur annähernd einhalten. Nun geht ein veritables Horrorjahr für das Finanzinstitut zu Ende.

Im unseligen Dauerprozeß mit den Kirch-Erben wurde das Institut allein aufgrund einer dummen Bemerkung, die nie hätte fallen dürfen, zu einer enormen Geldstrafe verurteilt. Strafrechtliche Untersuchungen gegen das Bankhaus, Hausdurchsuchungen, Vernehmungen und Verhaftungen von Mitarbeitern reißen nicht mehr ab. Da soll der Interbankzins Libor manipuliert, dort beim Handel mit Verschmutzungsrechten Steuern hinterzogen worden sein. Und die amerikanische Tochter soll Bilanzen gefälscht haben. Sehr viel schlimmer kann es nicht mehr kommen. Ein Neuanfang unter einem Mann vom Kaliber Herrhausens wäre dringend nötig.

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