© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/12 14. Dezmber 2012

Frisch gepresst

Fliegerleben. Mit Klaus Fußmann zusammen, dem „bundesdeutschen Emil Nolde“, hat der 1941 geborene Jochen Missfeldt seiner Heimat, dem „Schleiland“ zwischen Flensburg und Eckernförde, in diesem Herbst ein künstlerisch-literarisches Denkmal gesetzt (Edition Eichthal, Eckernförde). Gleichzeitig erschienen impressionistische Rückblicke auf seine Karriere als Kampfpilot der Luftwaffe. Er gehörte zu den ersten Soldaten der Bundeswehr, die in den USA auf dem als „Witwenmacher“ berüchtigten „Starfighter“ geschult wurden. Missfeldt überlebte alle Einsätze mit dem Unglücksvogel, auch mit dem Nachfolgemodell „Phantom“ und verabschiedete sich 1982 als Oberstleutnant aus der Bundeswehr. Mit den Fliegergeschichten „Kommt Zeit, kommt Raum“ kehrt er zu seinen literarischen Anfängen zurück. Vor allem in der titelgebenden, lakonischen Erzählung vom Absturz zweier Phantom-Piloten seiner Einheit, deren Frauen er die Todesnachricht überbringen muß, gelingt eine scharfe Momentaufnahme der bundesdeutschen Gesellschaft, mit ihrer bleiernen Atmosphäre, ihrer desorientierten Grundtrauer. (wm)

Jochen Missfeldt: Kommt Zeit, kommt Raum. 23 Fliegergeschichten: Verlag NeunundzwanzigSechs, Moosburg 2012, gebunden, 241 Seiten, 29,80 Euro

 

Politische Verortung. Der promovierte Kunsthistoriker Norbert Borrmann ist mit „Warum rechts? Vom Wagnis, rechts zu sein“ angetreten, eine Neudefinition des „Rechten“ vorzunehmen. Weg von politischer Gesäßgeographie und alten Kampfbegriffen will das Werk gehen, hin zu einer selbstbewußten und aufrechten Positionsbestimmung der Dissidenten unserer Zeit. Daß der Autor im gesamten Buch streng entlang der von ihm entworfenen Dichotomie „rechts/rechtschaffen“ versus „links/linkisch“ arbeitet, mag auf den ersten Blick etwas arg vereinfacht erscheinen. Manche Erscheinungen der heutigen Zeitgeistigkeit wirken zudem eher bemüht vor den Argumentationskarren gespannt, so etwa die Einordnung des politisch-wirtschaftlichen Hybridsystems der Vereinigten Staaten als „linkskapitalistisch“. Unbedingt empfehlenswert ist das Buch jedoch allein schon aufgrund seines erschöpfenden, aktuellen Quellenteils mit Leseanreizen – geradezu ein ideales Geschenk für diffus Konservative, die zwischen den Fronten zu sich selbst finden möchten. (nw)

Norbert Borrmann: Warum rechts? Leben unter Verdacht – Vom Wagnis, rechts zu sein. Regin Verlag, Preetz 2012, gebunden, 288 Seiten, 19,95 Euro

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