© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/12 14. Dezmber 2012

Tansanias Weg zum Schwellenland: Korruption und Nepotismus sind latent
Zu kurzer Sprung des Löwen
(ob)

Vor dem Hintergrund der Euro-Krise hellt sich das traditionell düstere Bild, das Volkswirtschaftler und Politikwissenschaftler vom rückständigen Kontinent Afrika stets gezeichnet haben, überraschend auf. Nicht nur Produzenten linker Wunschbilder wie der taz-Journalist Dominic Johnson, der Afrika 2011 „vor dem großen Sprung“ wähnte, auch kühle Rechner wie die das ökonomische Potential abschätzenden Analysten von McKinsey sehen Anzeichen für politische Stabilität, Produktivität und eine erstarkende Zivilgesellschaft. In Tansania, bis 1919 Deutsch-Ostafrika, verspricht die Regierung, getragen von großen, auf die neuen Öl- und Gasfunde im Süden des Landes gerichteten Erwartungen, schon 2020 zum „Schwellenland“ aufzurücken. Barbara Off, Münchner Expertin für afrikanische Entwicklungspolitik, sieht diese Prognose aufgrund ihrer Studien an Ort und Stelle eher skeptisch (Welt-Sichten, 11/2012). Das einst sozialistische, seit 1995 demokratische Land, sei fest im Griff von Korruption und Nepotismus. Die Mittelschicht wachse, aber die politische Klasse verlasse sich zu sehr auf die Ausbeutung von Bodenschätzen und vernachlässige die Wirtschaftsförderung in anderen Sektoren. Die Jugendarbeitslosigkeit sei daher „ein drängendes Problem“, das angesichts starken Bevölkerungswachstums zu einem zu kurzen „Sprung des Löwen“ führen könnte.

www.welt-sichten.org

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