© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/12 14. Dezmber 2012

Eskalation der Gewalt
Niederlande: Tod eines Linienrichters entfacht Debatte um Einwandererkriminalität
Mina Buts

Der gewaltsame Tod eines Linienrichters sorgt in den Niederlanden für politischen Aufruhr. Nach einem unentschieden ausgegangenen Amateurspiel der SC Buitenboys aus Almere gegen die Mannschaft von Nieuw-Sloten aus dem Westen Amsterdams sind mindestens drei Spieler der gegnerischen Mannschaft, von denen zwei aus Marokko, einer von den Antillen stammen, auf den Linienrichter Richard Nieuwenhuizen losgegangen, haben ihn zu Boden gerissen und ihn so schwer mit Schlägen und Fußtritten traktiert, daß er einen Tag später seinen Verletzungen erlag. Augenzeugen berichten, daß die Spieler auch auf den Torwart eingeprügelt hätten und sich nach der brutalen Attacke mit den Worten „Schönen Tag noch, Linienrichter“ verabschiedet hätten. Vergangenen Sonntag wurde des verstorbenen Linienrichters in einem Schweigemarsch, an dem 12.000 Menschen teilnahmen, in Almere gedacht.

Der Fußballverein Nieuw-Sloten ist ein Musterbeispiel für die zunehmende Jugend- und Ausländerkriminalität im Fußball: Schon mehrfach hatten sich Vereine beim niederländischen Fußballverband KNVB über Gewalttätigkeiten der fast ausschließlich aus Migranten bestehenden Mannschaft von Nieuw-Sloten beschwert. Selbst der Trainer, auch er Einwanderer, war schon an Ausschreitungen beteiligt. In der vergangenen Saison war der Mannschaft eine dreimonatige Sperre auferlegt worden. In diesem Jahr hatte sie wegen wiederholter Drohungen und Gewalttätigkeiten mit der „Gelben Karte“ eine offizielle Verwarnung erhalten. Erst Mitte Oktober wurde der Verein erneut zur Zahlung einer Geldbuße wegen Bedrohung eines Trainers verurteilt.

Während die Identität des Opfers, eines seit Jahren ehrenamtlich tätigen Schiedsrichters, dessen Sohn in der Mannschaft der Buitenboys mitspielte, sofort allen Medien zu entnehmen war, schwiegen diese sich über die Herkunft der Täter aus. Der Präsident von SC Buitenboys, Marcel Oost, selbst war es, der im Interview mit der niederländischen Zeitung De Telegraaf ausplauderte, daß „nur die drei marokkanischen Spieler“ auf den Linienrichter losgegangen seien. Zwar würde er diese Aussage am liebsten zurücknehmen und twitterte vergangene Woche an den islamkritischen Politiker Geert Wilders von der Partei für die Freiheit (PVV): „Ich habe das Wort ‘Marokkaner’ nicht gebraucht und ersuche Sie, es in ‘Spieler’ zu ändern“. Doch via Internet und mehreren ausführlichen Artikeln auf der Internetseite Geenstijl.nl hatte sich die Täterschaft schnell herumgesprochen.

Die Ausschreitungen jugendlicher Einwanderer sind natürlich eine Steilvorlage für die PVV, die sich in den vergangenen Wochen im Umfragetief befand und schon für überlebt erklärt worden war. Ein parlamentarischer Antrag der PVV, das „Marokkanerproblem“ zur Diskussion zu stellen, wurde allerdings letzte Woche von den Abgeordneten aller Parteien mit eisigem Schweigen quittiert. Auch Ministerpräsident Mark Rutte beeilte sich zu erklären: „Wir haben kein Marokkanerproblem, sondern ein gesellschaftliches Problem.“

Dennoch hat die Sportministerin des Landes, Edith Schippers, einen Runden Tisch einberufen, an dem nicht nur Vertreter der niederländischen Fußballiga und Bürgermeister der Fußballhochburgen, sondern auch vier Minister teilnehmen werden, darunter der Integrationsminister Lodewijk Asscher. Dieser wies bereits auf die „Überrepräsentation marokkanischer Jugendlicher beim Thema Gewalt im Sport“ hin. Wilders jedenfalls kommt die Debatte um das Gewaltpotential jugendlicher Einwanderer zugute. Jüngsten Umfragen zufolge würden die meisten niederländischen Wähler momentan für ihn stimmen –Geenstijl attestiert der Partei sogar über 40 Prozent der Wählerstimmen.

Foto: Gedenken an den getöteten Linienrichter: Auch Tage nach der Tat zeigt sich die Bevölkerung geschockt

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