© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/12 14. Dezmber 2012

Bülent Arslan hat eine Mission: die CDU zur politischen Heimat der Türken zu machen.
Der Jungtürke
Michael Paulwitz

Woher Wähler nehmen, wenn das Volk den Volksparteien davonläuft? Brechts bei Linken beliebtes Patentrezept – ein neues Volk suchen – kupfert jetzt auch die CDU ab: „Migranten“ sollen massenhaft Merkel wählen. Sie einzufangen ist die Mission des umtriebigen deutsch-türkischen NRW-CDU-Funktionärs Bülent Arslan.

Seit kurzem ist er Vorsitzender des neugeschaffenen „Netzwerks Integration“ der CDU – eine bundesweite Version des „Deutsch-Türkischen Forums“ (DTF) der NRW-Union, das der 1975 in der Türkei geborene VWL- und Politologiestudent Arslan 1997 als 22jähriges CDU-Mitglied und neudeutscher Staatsbürger ins Leben gerufen hat und bis heute führt. Seine Botschaft ist seit fünfzehn Jahren dieselbe: Ohne türkische Stimmen könne die CDU, schon der Demographie wegen, bald keine Wahl mehr gewinnen; also müsse sie ihre „Sympathiewerte“ bei dieser Klientel verbessern. Türken seien ja oft recht konservativ und daher bei der Union – „C“ hin oder her – schon richtig.

Das glauben zwar auch autochthone Konservative schon länger nicht mehr; aber weil laut Arslan in der türkischen Kultur persönliche Beziehungen eh wichtiger sind als formale Inhalte, müssen als Zugpferde eben mehr Türken in Vorstände und Parlamente, um dort türkische Lobby-Politik zu treiben. Da netzwerkt Bülent Arslan recht erfolgreich: Gleich drei DTF-Vorstandsmitglieder kandidierten bei der NRW-Landtagswahl im Mai für die CDU, seine Stellvertreterin Serap Güler wurde erste türkische Landtagsabgeordnete in Düsseldorf und rückte auf dem Parteitag im November auch gleich in den CDU-Bundesvorstand auf.

Arslans eigene Polit-Laufbahn verlief weniger steil; zwar holte ihn sein Förderer, der ehemalige Integrationsminister Armin Laschet, in den Landesvorstand, aber als Bundestagskandidat fiel er gleich zweimal durch. Also verdient der zweifache Familienvater weiter sein Fladenbrot als „selbständiger Unternehmensberater“ in Viersen und verlautbart unermüdlich per Interview, Pressemitteilung und Brief an die Kanzlerin, wie eine türkischen Wählern genehme CDU-Politik auszusehen habe: Bloß nichts „Polarisierendes“ über Islam oder Integration – Christian Wulff hatte in Arslan einen seiner treuesten Janitscharen, Sarrazin einen der giftigsten Verfolger. Statt dessen: Visafreiheit mit der Türkei, keine Abschiebungen krimineller Jung-„Migranten“ und überhaupt mehr „Kampf gegen Rechts“ – außer natürlich, wenn die rechtsextremen türkischen „Grauen Wölfe“ sein DTF und die Kölner CDU unterwandern. Schließlich sollen die Deutschen Vorurteile gegen Einwanderer ablegen und nicht umgekehrt.

Wenn man ihn doch nur machen ließe … Aber vielleicht verschaffen seine türkischen Landsleute Angela Merkel ja nächsten September entscheidende Stimmen: Dann könnte Bülent Arslan nochmal richtig durchstarten.

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