© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/12 07. Dezmber 2012

Italienische Realitäten
DVD: Drei Filme des Kommunisten Elio Petri
Werner Olles

Zunächst als Filmkritiker für linke Zeitungen und Zeitschriften tätig, avancierte Elio Petri Ende der 1940er Jahre zum Kulturbeauftragten der Kommunistischen Partei Italiens (PCI). Nach seinem erfolgreichen Regiedebüt „Trauen Sie Alfredo einen Mord zu?“ (1951) drehte er eine Reihe von Filmen, die sich kritisch mit der Mafia auseinandersetzten. In einer liebevoll gestalteten Edition sind nun drei der bekanntesten Filme dieses in Deutschland immer noch sehr unterschätzten Regisseurs (1929–1982) erschienen.

In „Zwei Särge auf Bestellung“ („A Ciascuno il Suo“, 1966) erzählt Petri nach dem Roman „Jedem das Seine“ von Leonardo Sciascia eine gesellschaftliche Tragödie. Einem Außenseiter auf der Suche nach den Auftraggebern eines Mafia-Doppelmordes auf Sizilien enthüllt sich ein tödliches Intrigenspiel, dem er schließlich selbst zum Opfer fällt. Der authentische Stoff im Gewand einer Kriminalgeschichte beeindruckt vor allem durch die Hauptdarsteller Gian Maria Volonté, Irene Papas und Gabriele Ferzetti und die hervorragende Kameraarbeit von Luigi Kuveiller.

Petris Thriller „Das verfluchte Haus“ („Un tranquillo posto di Campagna“, 1969) schildert den Rückzug eines erfolgreichen Malers (Franco Nero) in ein Haus auf dem Land, in dem vor dem Zweiten Weltkrieg ein Mord begangen wurde. Seitdem kommt es dort zu unheimlichen Vorfällen. In kunstvollen Farben inszeniert, beschreibt der Regisseur die Krise eines Mannes, zwischen Wahn und Wirklichkeit zu entscheiden. Jedoch leidet der Film ein wenig an seiner nur schwer zu entschlüsselnden Bildsprache und vermag daher nicht ganz zu überzeugen.

In „Der Weg der Arbeiterklasse ins Paradies“ (La Classe Operaia va in Paradiso“, 1971) macht der Fließbandarbeiter Lulu Massa (Gian Maria Volonté) einen Bewußtseinswandel durch. Er beginnt sich in der Gewerkschaft zu engagieren und wird Mitglied in einer militanten linksradikalen Studentengruppierung. Nach einer Demonstration vor dem Werkstor wird er entlassen. Sehr genau beschreibt Petri hier die Auseinandersetzungen der verschiedenen politischen Lager. So gelingt ihm eine melancholische Studie über menschliches Suchen und Hoffen, mitunter etwas pathetisch und geprägt vom nervösen Rhythmus der Inszenierung, aber immer getragen vom Glauben an die Gerechtigkeit.

DVD: Elio Petri Edition. 4 DVDs. Koch Media, 2012, Laufzeit etwa 303 Minuten

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