© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/12 07. Dezmber 2012

Meldungen

Euro-Krise: „Das Ganze ist ein Faß ohne Boden“

MÜNCHEN. Der Ökonom Hans-Werner Sinn hat der Bundesregierung vorgeworfen, mit ihrer kameralistischen Buchführung die wahren Kosten der neuen Griechenland-Hilfen zu verschleiern. Da sind riesige Lasten, die auf die Gläubigerländer zukommen, ohne daß das heute verbucht werden muß“, erklärte der Präsident des Münchener Ifo-Instituts im Deutschlandfunk. Die von Wolfgang Schäuble genannte Zusatzbelastung von 730 Millionen Euro für den Bundeshaushalt 2013 sei nur ein Bruchteil der Summen, um die es insgesamt gehe. „Griechenland hat bislang insgesamt an Krediten und an Leistungen durch Schuldenschnitt 380 Milliarden bekommen. Es sind weitere Kredite angesagt, so daß das dann insgesamt 490 Milliarden sind“, erläuterte Sinn. „Das Ganze ist ein Faß ohne Boden. Es macht kaum noch einen Unterschied nach meinem Eindruck, ob man jetzt hier von Krediten spricht oder gleich von Geschenken.“ Durch die Euro-Rettungsaktionen werde es Gläubigern aus aller Welt ermöglicht, „sich da noch rauszuziehen und ihr Vermögen in Sicherheit zu bringen, und wir und unsere Kinder werden stattdessen zu Gläubigern der Südländer“, meinte Sinn. (fis)

 

Einkommensungleicheit befeuerte Kreditvergabe

Tilton. Der Ökonom Lord Robert Skidelsky sieht in der starken Kreditnachfrage unterer Einkommensschichten eine Haupt­ursache für die 2008 in den USA ausgelöste Weltfinanzkrise. „Die Welt wurde immer reicher, aber die Einkommen wurden immer ungleicher verteilt. Obwohl die Pro-Kopf-Einkommen gestiegen sind, sind die Median-Einkommen während der letzten 30 Jahre stagniert oder gar gefallen“, schrieb Baron Skidelsky in der Financial Times Deutschland. „Und was taten vergleichsweise arme Mitbürger, um mit den steigenden Standards Schritt zu halten? Sie taten, was sie immer getan haben: sich verschulden. Früher verschuldeten sie sich beim Pfandleiher, heute bei Banken oder Kreditkartenfirmen“, erläuterte der englische Oberhausabgeordnete. „Und da ihre Armut nur relativ war und die Hauspreise explodierten, stürzten die Geldgeber sie nur zu gern mehr und mehr in Schulden“, so Skidelsky. (fis)

 

Zahl der Woche

Auf 526,0 Milliarden Euro ist in diesem Jahr das öffent-liche Finanzvermögen gesunken. Das waren 10,4 Milliarden Euro weniger als 2010. Beim Bund gab es einen Rückgang von 31 Milliarden, bei den Sozialversicherungen hingegen einen Zuwachs von 17 Milliarden. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

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