© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/12 07. Dezmber 2012

Volksbewegung von links bis rechts
Das ganze Pantheon verteidigen
Rolf Stolz

Deutschland war immer das Land der Stämme. Das hat kulturelle Vielfalt ermöglicht, aber zugleich konnten die Mächte ringsum nach der Devise „Teile und herrsche“ Deutsche gegen Deutsche ausspielen. Die Stammesgegensätze begünstigten verheerende Bürger- und Bruderkriege. Auch die Verfolgung und Ermordung deutscher Juden war ein solcher innerer Krieg, angezettelt von einer Clique verblendeter Ideologen und Profiteure – das Startsignal zur größten Katastrophe unserer Geschichte. Angegriffen wurde der jüngste der deutschen Stämme, dessen Angehörige schon mehr als tausend Jahre auf deutschem Boden lebten und über Jahrhunderte aus Fremden zu Einheimischen geworden waren.

Haben die Deutschen daraus gelernt? Einige ja, nur bisher zu wenige. Dabei sind die Ultrarechten, die mit kurzen Gedanken und kurzen Haaren so provozieren, wie wir es einst von links mit Mao-Bildern vorgemacht haben, das kleinere Problem. Die NPD, geprägt von V-Leuten des Staates und NS-Nostalgikern, paßt so gut ins System, daß sie nach einem eventuellen Verbot sofort ein „Remake“ erleben dürfte.

Die wahre Krux ist: Einerseits beflügelt das dröhnende Schweigen der Bürgerlichen die pseudolinken Sturmtruppen der „Antifa“ in ihrem Vernichtungsstreben gegen alles Deutsche. Sie praktizieren jenen Haß, den ihr heimlicher Mentor Adolf H. im April 1945 gegenüber einem Volk empfand, das in seinen Augen versagt und den Untergang verdient hatte. Ihr „Deutschland verrecke“ ist das Echo des „Juda verrecke“, der totale Krieg gegen die eigene Nation. Andererseits befehden sich die Oppositionellen und verhindern jedes flügelübergreifende Handeln.

Das ist nur zu ändern, wenn die anderen in ihrer Eigenart, ihren Werten, Traditionen und Zielen respektiert werden, man sich auf tragfähige Kompromisse einig. Es verlangt von uns, das ganze deutsche Pantheon zu verteidigen gegen Umbenenner und Ausgrenzer, das Gemeinsame über das Trennende zu stellen, zusammenzustehen und zusammenzuhalten. Eine große Volksbewegung von links bis rechts gegen die Bankrotteure in Berlin und Brüssel, für reale Demokratie und Souveränität des Volkes und der Nation ist das Gebot der Stunde.

Wir sind noch nicht ein Volk, aber wir können es werden.

 

Rolf Stolz war einst Mitbegründer der Grünen und lebt heute als Publizist in Köln.

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