© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/12 30. November 2012

Leserbriefe

Zu: „Ja, und?“ von Thorsten Hinz, JF 48/12

Alle Ebenen aufarbeiten

Die JUNGE FREIHEIT stellt zu Recht die Frage, welchen Sinn es hat, nach einem halben Jahrhundert zu untersuchen, welche Vertreter des Bundes der Vertriebenen im Dritten Reich Posten bekleidet haben. Wenn schon „Vergangenheitsbewältigung“, dann bitte auf allen Ebenen.Dann muß es auch eine „wissenschaftliche“ Untersuchung geben, die herausarbeitet, welche Redakteure von Spiegel, Stern, Süddeutscher Zeitung und anderen renommierten Blättern und Medien während des Dritten Reiches Propaganda für das Regime gemacht haben – mit weit größerer Wirkung, als sie ein relativ untergeordneter Funktionär erzielen kann. Die ehemaligen Parteigenossen vom linken Rand dürfen leider heute noch ungeschoren ihr Unwesen treiben.

Horst Zocher, Bad Grönenbach

 

 

Zu: „Am Rande der Pleite“ von Wolfgang Philipp, JF 48/12

Merkel, eine Kaputtmacherin

Merkel muß ihre Mitbürger für Volltrottel halten, wenn sie glaubt, daß diese ihr unverschämtes Selbstlob, die schwarz-gelbe Koalition sei die erfolgreichste Bundesregierung seit der Wiedervereinigung, auch nur einen Augenblick ernst nehmen. Genau das Gegenteil ist richtig. Sie ist die Politikerin, die durch die ins uferlose gesteigerte Verschuldung des Euro Deutschland wirtschaftlich zugrunde richtet. Zu den in der öffentlichen Hand der Bundesrepublik vorhandenen Verbindlichkeiten in Höhe von zwei Billionen Euro, die allein in der Merkelschen Regierungszeit um rund 500 Milliarden erhöht wurden, kommen jetzt im schlimmsten Fall noch1.000 Milliarden aus ESM und EZB dazu, die rechtswidrig im Bundeshaushalt nicht ausgewiesen werden. Merkel ist keine Macherin, sondern eine Kaputtmacherin Deutschlands.

Herbert Gaiser, München

 

 

Zu: „‘Es ist kompliziert’“ von Birgit Kelle, JF 48/12

Eine massive Verunsicherung

Aus meiner langjährigen psychotherapeutischen Erfahrung kann ich die tief­gründige Analyse der heutigen Mann-Frau-Problematik von Frau Kelle nur bestätigen. Leider erwies sich die anfänglich positiv gemeinte „Emanzipationsbewegung“ als nicht vorteilhaft für die Entwicklung von Frauen, Männern und Familien. Zur Zeit beobachte ich eine massive Verunsicherung der Menschen in fast allen Lebensbereichen, die durch die einseitige Förderung der Berufstätigkeit der Frauen zu einer Diskriminierung von Müttern und Familien mit Kindern geführt hat und sowohl junge Männer als auch Frauen in ihrer Partnerwahl verunsichert hat. Hierzu trägt nicht zuletzt das von oben verordnete Gender-Ideal bei.

Wenn uns immer wieder suggeriert wird, wie gleich wir doch seien mit unseren jeweils männlichen und weiblichen Anteilen, wozu brauchen wir dann noch eine Ergänzung, einen Partner oder eine Partnerin? Nur noch, um ein Kind zu zeugen, das wir dann schnellstmöglich in staatliche Betreuung abgeben?

Marlies Wildberg, Kandel

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Wanderer, kommst du nach Sparta“, JF 47/12

Unpassender Vergleich

Jahrtausendelang gedachte man ehrerbietig Leonidas und seiner Getreuen. Nun vergleichen Sie – durch Ihr Interview (Seite 3) und den Bericht aus Untergriesbach (Seite 6) – mit diesen wahren Helden, die sich für ihr Vaterland opferten, jene Männer, welche für fremde Interessen ihre Leben aufs Spiel setzen, aus pekuniären Gründen, gemischt mit einem Schuß Abenteuerlust; das mag der Klientel in der Bundeswehr imponieren, ist aber moralisch verwerflich.

Heinz Hege, Herbolzheim

 

 

Zu: „Kehraus gegen Rechts“ von Thorsten Hinz, JF 47/12

Armes Deutschland!

Jetzt ist es für mich sogar gerichtlich bestätigt. Wir gehen nicht einer Diktatur entgegen, wir sind bereits mittendrin. Wer das immer noch nicht wahrhaben will, der sollte sich endlich mit dem Faschismus während der Nazi-Diktatur befassen und wird schell feststellen, daß die Methoden der heutigen Antifaschisten sehr denen der damaligen Faschisten ähneln. Besonders schlimm ist es, wenn verbal das bekämpft wird, was man selbst praktiziert. Durch das feige Schweigen vieler wird die derzeitige Entwicklung in unserem Land rasant weiter befördert. Wie lange noch? Wir haben sogar in Gerichten neue „Freislers“ sitzen. Hinterher will wieder keiner was gewußt haben. Armes Deutschland! Ist es nach Nazi-Terror und 40 Jahren DDR-Diktatur immer noch nicht genug?

Werner Thiele, Diespeck

 

 

Zu: „Abstieg auf Raten“ von Rolf Dressler, JF 47/12

Der Gründer war ein anderer

Sie nennen den langjährigen Herausgeber der Frankfurter Rundschau, Karl Gerold, den legendären Gründer des Blattes. Das ist nicht zutreffend. Die FR erscheint seit August 1945, Karl Gerold kam erst 1946 zum Blatt. Die ursprüngliche Lizenz erhielt der kommunistische Journalist Emil Carlebach, der im KZ Buchenwald gesessen hatte und es dort zum Kapo brachte. Mit Beginn des Kalten Krieges wurde Emil Carlebach von einem Tag auf den anderen von den Amerikanern gefeuert und durch den Sozialdemokraten Karl Gerold ersetzt.

Dr. Wolfgang Bodenstedt, Frankfurt am Main

 

Lobenswerte Selbstabschaffung

Unserer Linkspresse kann es bekanntlich nicht schnell genug gehen mit der Abschaffung Deutschlands und der Deutschen. Beides mit dem Segen des Verfassungsschutzes. Nun wird wohl die Frankfurter Rundschau mit gutem Beispiel vorangehen, „ein Zeichen setzen“, und sich selber abschaffen. Ein Beispiel, welches in der linken K(r)ampfpresse Nachahmung finden sollte. Denn das wäre dann auch ein Hoffnungszeichen für die Wiederherstellung der Meinungsfreiheit und des politischen Pluralismus in unserem Land.

Dr. Reinhold Dannenberg, Bonn

 

 

Zu: „Der gebrochene Eid“ von Wolfgang Philipp, JF 47/12

Du sollst nicht töten

Eine ganze Seite berichtet über die Abtreibungen in unserem Land: 300.000 pro Jahr, ein ungeheures Verbrechen und eine Schande für eine „christliche“ Nation. Das Bild zeigt ein hilfloses kleines Menschlein in der Hand eines anderen, der sich anmaßt, es wie einen Wurm zu zerquetschen. Jedes Kind ist vom Schöpfer gewollt, um die Erde zu füllen, aber der Respekt davor ist zerstört, das beweisen die nicht aufhörenden Kriege und andere Morde. Das Töten ist zu einem Geschäft geworden.

Seit Jahren hört man den Ruf nach Facharbeitern, um der Wirtschaft aufzuhelfen. Woher sollen sie kommen, wenn die kleinen Buben nicht mal geboren werden dürfen, um als junge Männer die Plätze in den Betrieben einzunehmen?

Du sollst nicht töten! Dieses unumstößliche Gebot stammt von dem, der Herr über Leben und Tod ist. Aber der Mensch übergeht es in seiner Unvernunft.

Gertrud Bell, Neunkirchen

 

 

Zu: „Schalalalalaaaa...!“ von Hinrich Rohbohm, JF 46/12

Ohne Verbot rechtsfreier Raum

Die schönste Nebensache der Welt ist ein Tummelplatz für fragwürdige Zuschauer geworden. Bei einem Heimspiel der Eintracht Bad Kreuznach beleidigten zwei Anhänger dieser Mannschaft von der Tribüne her ständig den Schiedsrichter. Die Ausdrücke drehten sich meist um „schwule Sau“ und „Arschloch“. Es ging die ganze Zeit; nur einmal vernahm man eine Stimme aus der Umgebung der beiden, sie sollten das doch lassen. Der Schmächtige von den beiden antwortete, er hätte bezahlt und könne dann hier machen, was er wolle. So ist der Fußballplatz zum rechtsfreien Raum verkommen; kein Ordner schritt ein. Überall sonst wären solche Beleidigungen strafbar. In Idar-Oberstein hängt immerhin ein Schild beim Stadioneingang, daß Zuschauer, die den Schiedsrichter beleidigen, aus dem Stadion gewiesen werden.

Wolfgang Richter, Staudernheim

 

 

Zu: „Sachsens vergeblicher Kampf gegen Autodiebe“ von Paul Leonhard, JF 46/12

In Zukunft 24 Stunden zu spät

Die Reihe sächischer Pleiten, Pech und Pannen in der Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität dauert schon viel länger. So existiert bereits seit drei Jahren eine Aktion unter der Bezeichnung „Rahmenkonzeption“, die auch den Einsatz der Pferdestaffel und eines Polizeihubschraubers beinhaltet. Letzterer wird bis zu dreimal in der Woche eingesetzt zur „Zurückdrängung der grenzüberschreitenden Kriminalität“. Den Steuerzahler kostet das pro Flugstunde 3.500 Euro. Dabei fällt dieser Bereich in die Zuständigkeit der Bundespolizei. Feststellungen wurden durch den Hubschrauber in drei Jahren keine getroffen.

Auf das neueste Instrument, das Kennzeichen-Erfassungsgerät, sind schon alle gespannt: Das „Update“ der Interpol-Fahndungsdatei für das Einstellen eines gestohlenen Fahrzeugs dauert etwa 24 Stunden. Da sind die Diebe längst über die Grenze. Für Steuer- und Versicherungssünder wird es allerdings eine harte Zeit, die spuckt das Gerät nämlich auch aus. Übrigens ist der Stand entwendeter Kraftfahrzeuge in Sachsen allein für November 2012 bereits bei der Zahl 118.

Stefan Hammer, Dresden

 

 

Zu: „Mitleidige Spießer störten“ von Konrad Löw, JF 46/12

Eine falsche Toleranz

Mag sein, daß die meisten Deutschen den Judenpogromen entsetzt zusahen; jedoch stellen sich mir andere Grundsatzfragen: Warum ist die Feuerwehr ihrem Befehl gefolgt und löschte nicht die Synagogen und achtete nur darauf, daß das Feuer nicht auf angrenzende Häuser übergriff, wie zum Beispiel in Erfurt? Warum tolerierte man die Plünderungen von jüdischen Geschäften wie auch Privatwohnungen? Warum wurde nicht konsequent die Judenverfolgung gebrandmarkt, nachdem schon vorher in den Schriften der NSDAP und in Hitlers „Mein Kampf“ dafür offen Stellung bezogen worden war?

David Fehlow, Glonn

 

Von Königsberg bis Berlin

Die Feststellung von Konrad Löw, daß „mitleidige Spießer störten“ und „die meisten Deutschen von den Judenpogromen des 9. November 1938 ensetzt“ gewesen seien, dürfte wohl der historischen Wahrheit entsprechen. Im November 1938 war ich siebeneinhalb Jahre alt und besuchte in meiner Heimatstadt Königsberg die im Stadtteil Hufen gelegene Hans-Schemm-Volksschule. In der Deutsch- oder Religionsstunde am Vormittag des 10. November erhob sich ein Klassenkamerad und sagte: „Die Synagoge hat gebrannt.“ Selber hatte ich keine Vorstellung davon, da es sich um einen anderen Stadtteil handelte; allerdings hatte ich eine schemenhafte Vorstellung, daß es sich um ein Bauwerk von besonderer Bedeutung handeln mußte. Unser Lehrer antwortete ausweichend: „Darüber sollten wir lieber nicht sprechen.“

Viele Jahre später erzählte mir mein Vater, wie es um Mitternacht vom 9. zum 10. November 1938 an unserer Haustür „Sturm“ geläutet habe. Als er öffnete, habe dort ein ihm bekannter Hauptstellenleiter der Gauleitung gestanden und außer Atem erregt verlangt: „Laß mich rein, versteck mich, die Polizei ist hinter mir her!“ Auf die verdutzte Frage meines Vaters, was denn passiert sei, habe der flüchtige Gauhauptstellenleiter geantwortet: „Wir haben die Synagoge angesteckt!“ Darauf mein Vater, sein Tonfall ließ auch nach Jahrzehnten immer noch seine damalige Erregung erkennen: „Was habt ihr getan? Seid ihr wahnsinnig geworden?“ Tatsächlich war ja die Brandstiftung an einem zu gottesdienstlichen Versammlungen bestimmten Gebäude nach Paragraph 306 Ziffer 1 StGB ein Verbrechen, weshalb sich auch ein Stellenleiter der NSDAP-Gauleitung der Strafverfolgung durch die preußisch-deutsche Polizei ausgesetzt sah. Tage später war diese allerdings eingestellt worden.

Die Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin würdigt heute mit einer Gedenktafel den örtlichen Polizeikommandeur, der gegen die versuchte Brandstiftung am 9. November 1938 erfolgreich eingeschritten war. Nicht weniger bedeutsam ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, daß weite Teile der NSDAP-Mitgliedschaft, so auch meine Eltern, im Vorfeld absichtlich in Unkenntnis gelassen worden waren.

Fritjof Berg, Kiel

 

Eine Steilvorlage aus Polen

Ihr Artikel über das Pogrom vom 9. November 1938 und die Reaktion in der deutschen Bevölkerung war sehr aufschlußreich. Es wäre aber gut gewesen, auch die damaligen Hintergründe zu erläutern. Mit einem Dekret der polnischen Regierung vom September 1938 waren alle im Ausland lebenden Polen – in der Hauptsache Juden – aufgefordert worden, ihren polnischen Paß in der Heimat zu erneuern. Andernfalls mußten diese den Verlust der polnischen Staatsangehörigkeit gewärtigen.

In Deutschland lebten damals etwa 70.000 Betroffene, darunter auch Marcel Reich-Ranicki. Die Reichsregierung wollte nicht mit dieser nun eventuell staatenlosen Gruppe belastet werden und transportierte die meisten davon an die polnische Grenze. Obwohl sie Polen waren, ließen die polnischen Grenzer sie jedoch nicht ins Land, so daß viele von ihnen im Grenzbereich unter katastrophalen Umständen verbleiben mußten.Darunter waren auch die Eltern des jungen Herschel Grynszpan, der bei einem Onkel in Paris lebte. Er ging, erbost über diese Vorgänge, zur deutschen Botschaft und erschoß dort den Botschaftssekretär vom Rath. Dieser Mord diente Goebbels als Vorwand für die „Reichskristallnacht“.

Thomas Dunskus, Faleyras / Frankreich

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