© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/12 30. November 2012

Umwelt
Krebs und Impotenz
Heiko Urbanzyk

Teuer, trendy und – toxisch! Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie von Greenpeace über Schadstoffe in teuren Modemarken. 141 Kleidungsstücke aus 29 Ländern wurden getestet und überall fanden sich potentiell krebserregende und fortpflanzungshemmende Stoffe. Da kommt einem der „Münsteraner Juristenschick“ in den Sinn: Tommy Hilfiger in bunter Cordhose mit Hemdkragen. Doch die Gesundheitsschädlichkeit der edlen Hörsaaluniform bleibt leider im Unklaren. Getestet wurden im Auftrag der Umweltschutzorganisation jeweils nur eine Jeans, ein poppiges T-Shirt und ein Trikot. Die darin gefundenen Weichmacher (Phthalate) machen unfruchtbar, und die Nonylphenolethoxylate (NPE) sind giftig und schädigen den Hormonhaushalt.

Das alles gibt es bei Textilketten sogar billiger – bloß ohne Markenlogo. Auch der stilbewußte Mitbürger mit südländischem Migrationshintergrund riskiert seine Männlichkeit, denn sein geliebtes Armani-Hemd schneidet nicht besser ab. Esprit für die modebewußte junge Dame? Hormonschädigung im Preis inbegriffen. Die coole Jeans für Schüler, Student und Angestellten? Mit Calvin Klein, Diesel und Levi’s wird es auf ganz besondere Art eng im Schritt. Kinderbekleidung aus China? Unter Umständen krebserregend. Doch was macht der mündige Verbraucher, wenn ihm die Gesundheit wichtiger ist als die Marke und der Geldbeutel nicht den Gang zu KIK, NKD & Co. erzwingt? Einen Preisvergleich im Netz. Nach zwei Minuten Recherche steht fest, daß eine Jeans der von Greenpeace getesteten Marken ab 100 Euro angeboten wird. Eine vergleichbare Hose aus Biobaumwolle gibt es bei einem der bekannten Ökomodeversender dagegen schon ab 60 Euro. Eine Untersuchung von Kinderkleidung steht noch aus – aber auch hier sollte nicht an der falschen Stelle gespart werden.

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