© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/12 30. November 2012

Meldungen

Feuilleton-Forschung blickt nach Osten

FRANKFURT/MAIN. Zwischen dem Beginn der Revolutionsära vor 1848 und dem Ende des Zweiten Weltkrieges liegt das goldene Zeitalter der Presse. Nie zuvor und danach gab es eine solche Fülle von Zeitungen und Zeitschriften in Europa. Daher stellen die Papiergebirge, die in diesem Jahrhundert aufgehäuft wurden, neben Akten und Büchern die wichtigste Quelle für den Historiker dar. Dabei konzentrieren sich Sibylle Schönborn (Düsseldorf) und Deborah Vietor-Engländer (Mainz) mit der Breslauer Zeitung (1820–1933) und der nationalliberalen Königsberger Allgemeinen Zeitung (1875–1945) ganz unzeitgemäß auf zwei ostdeutsche Blätter. Während Vietor-Engländer bei der unvollständig überlieferten KAZ den Spuren des Theaterkritikers Alfred Kerr nachgeht, der die Königsberger Feuilletonleser von 1900 bis 1922 mit „Berichten aus Berlin“ unterhielt, verfolgt Schönborn bei der linksliberalen Breslauer eine breitere, sich an kulturwissenschaftliche Modethemen anpassende Fragestellung. Von der Auswertung erhofft sie sich Zugang zur „Kommunikationgemeinschaft“ der Leser, deren kollektive Identität durch die Zeitung gestiftet worden sei. Darum könne ihr Feuilleton Einblick in die kulturelle Topographie Schlesiens vermitteln, die angeblich weniger national als „transnational-europäisch“ geprägt worden sei (Zeitschrift für Germanistik, 3/2012). (wm)

www.hu-berlin.de 

 

Widerstand: Islamist, Waldgänger und Partisan

LEIPZIG. Den zahlreichen Interpretationen, die sich an Ernst Jüngers „Waldgänger“ und Carl Schmitts „tellurischen Partisanen“ abarbeiten, fügt Mansur Seddiqzai zwei neue Akzentuierungen hinzu (Kultursoziologie, 1/2012). Zum einen verlegt er den Schwerpunkt des „Widerstands“ dieser beiden in der Zeit des „Kalten Krieges“ geborenen politischen Figuren von der Selbstbehauptung des Individuums gegen totalitäre Zugriffe auf den „verdeckten Kampf gegen die öffentliche Meinungsdiktatur“ bei Schmitt, gegen eine „politisch korrekte, überregulierte Gesellschaftsform, in der Religiosität und Nationalstolz abgebaut werden“ bei Jünger. Zum anderen betont er die Verwandtschaft von Waldgänger und Partisan mit einer dritten Widerstandsfigur, des „Islamisten“. Zitate des späten Ernst Jünger, der sich vom „intensiven Glauben der Mohammedaner“ beeindruckt zeigte und der den Islam als „letztes Überbleibsel einer vergehenden Welt“ verstanden habe, sollen für Seddiqzai diese innere Verwandtschaft bezeugen. Auf der Flucht vor der Moderne wie Waldgänger und Partisan, sei der Islamist ihr Nachfolger, allerdings auch ihre „radikalere Version“. (dg)

www.kultursoziologie.eu

 

Knabe: Strafanzeige wegen Stasi-Denkmal

FRANKFURT/MAIN. Der Direktor der Stasiopfer-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, hat Strafanzeige gegen unbekannt wegen der Errichtung eines Gedenksteins in Massow (Brandenburg) erstattet, der an das Stasi-Wachregiment „Felix Dzierzynski“ erinnert. In einem Schreiben an die Staatsanwaltschaft Potsdam weist Knabe darauf hin, daß das Wachregiment ein zentraler Teil des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) gewesen sei, dessen Mitglieder sich per Eid verpflichtet hätten, die „Feinde des Sozialismus“ auch unter Einsatz ihres Lebens zu bekämpfen. (JF)

 

Sprachpranger

RiderEcall-System

Bezeichnung für ein elektronisches Notruf- und Ortungssystem für Motorradfahrer, entwickelt und vertrieben von der in Magdeburg ansässigen Firma Schuberth GmbH

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