© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/12 09. November 2012

Haltungsnote
Nicht um eigener Ehre willen
Christian Rudolf

Wer selbst einmal in der Öffentlichkeit bedrängt oder angegriffen wurde und der Gleichgültigkeit umstehender Passanten schmerzlich gewahr werden mußte, der wird nicht sagen, daß die Tat des Offiziers Alexander Bode doch „selbstverständlich“ war. Und dennoch tat der junge Leutnant am 1. Juni 2011 auf dem Hauptbahnhof von Braunschweig das Selbstverständliche. „Ich war auf dem Weg Richtung Vorhalle, da sah ich eine Gruppe junger Männer. Ich dachte zuerst, die albern rum, aber dann haben drei von ihnen einen vierten geschubst und ins Gesicht geschlagen.“

Und Bode, der auf dem Weg zum Elternhaus war, faßte sich ein Herz und ging dazwischen. Obwohl ihm durch den Kopf schoß: „Hoffentlich haben die kein Messer“ – er wäre beileibe nicht der erste, der irgendwo spät nachts von „jungen Männern“ erstochen wird. Für den Angegriffenen war es schon höchste Eisenbahn, er war in die Knie gesunken. Nur durch den Mut des Uniformierten ließen die entgeisterten Schläger von ihrem Opfer ab und verzogen sich. Der Politik-Student von der Bundeswehr-Universität Hamburg kümmerte sich um den Verletzten, bis die Polizei eintraf.

Die Heldengeschichte geht noch weiter: Bode suchte nicht, aus seiner Zivilcourage Ehre für sich zu gewinnen. Er verlor kein Wort darüber. Erst als er als Zeuge zur Gerichtsverhandlung geladen wurde und dafür Urlaub bei seinem Vorgesetzten beantragte, berichtete er auf Nachfrage von dem Vorfall. „Wenn ich als großer kräftiger Soldat nicht eingreife, wer dann?“ sagte er später ganz kantianisch.

Bodes selbstloses Handeln, dessen Erfolg nicht absehbar war, hob die Bundeswehr nun mit ihrer dritthöchsten Auszeichnung in Friedenszeiten als vorbildlich hervor. Der Leutnant wurde mit dem Ehrenkreuz in Silber in besonderer Ausführung ausgezeichnet. Es wird nur selten verliehen.

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