© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/12 09. November 2012

Frisch gepresst

Pommerns Literaten. Anders als die Literaturprovinz Schleswig-Holstein, die der früh verstorbene Flensburger Germanist Horst Joachim Frank in vier stattlichen Bänden porträtierte, anders auch als Ost- und Westpreußen, deren Literaturlandschaft Helmut Motekat immerhin noch einen Band widmete, erscheint das dazwischen liegende Pommern wie eine sprachlose Zone an der deutschen Ostsee. Daß auch dort Schriftsteller gelebt und gewirkt haben, ist bisher nur sporadischen Studien zu entnehmen. Es verwundert daher nicht, wenn ein Mann außerhalb der akademischen Zunft sich diesem Terrain zuwendet. Faktisch im Selbstverlag hat Horst Hartmann 2010 einen Abriß der jüngeren Literaturgeschichte Pommerns gewagt, den er jetzt mit einer Präsentation „namhafter“ Regionalautoren nach 1850 ergänzt. Dabei beschränkt er sich auf nur fünf Autoren (Hans Benzmann, Alice Wittenberg, Max Dreyer, Ernst J. Groth, Georg Engel), deren Lebensläufe er im Telegrammstil referiert und deren Werk er jeweils anhand weniger Arbeiten vergegenwärtigt. Insgesamt vermittelt das Bändchen, das auf bibliographische Nachweise unverzeihlicherweise verzichtet, nur dürftigste Einblicke in Pommerns Literaturszene, die damit weiter ein Forschungsdesiderat bleibt. (ob)

Horst Hartmann: Namhafte Autoren aus der Regionalliteratur Pommerns von 1850 bis 1930.Shaker Verlag, Aachen 2012, broschiert, 89 Seiten, 12,80 Euro

 

Gulag. Knapp zwei Monate wurde bis Oktober 2012 in Weimar die Ausstellung „Gulag. Spuren und Zeugnisse 1929 bis 1956“ gezeigt. Federführend bei der Gestaltung dieser Ausstellung, bei der die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora als deutscher Partner fungierte, war die russische Opferorganisation Memorial, die sich seit 1990 gegen viele Widerstände der Aufarbeitung des kommunistischen Monumentalverbrechens widmet. Der dazu erschienene Ausstellungsband gibt jene Exponate wieder, die als spärliche Terrorbelege die „Zone der totalen Ruhe“ des sowjetischen Lagersystems überhaupt verlassen haben. Anschaulicher sind die verschiedenen Berichte der Gulag-Häftlinge „mit unterschiedlichem Verfolgungsschicksal“. Daß dabei Schwerkriminelle simplifizierend neben politisch Verfolgte Stalins gereiht werden, böte in anderem Kontext garantiert Stoff für einen handfesten Skandal. (bä)

Memorial; Stiftung Gedenkstätten Buchenwald & Mittelbau-Dora (Hrsg.): Gulag. Spuren und Zeugnisse 1929–1956. Wallstein Verlag, Göttingen 2012, broschiert, 153 Seiten, Abb., 14,90 Euro

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