© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/12 09. November 2012

Meldungen

Historikerschelte: Unwillen zur Reflexion

ZÜRICH. Im Jubiläumsheft der Zeitschrift Historische Anthropologie (2/2012) liest die Basler Geschichtswissenschaftlerin Caroline Arni ihren Fachkollegen kräftig die Leviten. Die Historiker von heute seien „fashion victims, die dem letzten Schrei des new kid on the block verfallen, das gerade zum cool cat anvanciert (die Gesellschaft! die Kultur! die Wirtschaft! der Diskurs! die Erfahrung! Medien! Aktanten! das Globale! Trans-!)“. Darunter leide natürlich die theoretische Schärfe ihrer Aussagen. Aber statt einer Selbstkritik ob dieses Mangels „läßt sich ein sattes Gefühl der Erleichterung vernehmen, daß man doch die übermütigen bis fahrlässigen und jedenfalls mutwilligen und unverständigen Torheiten und Übertreibungen der vergangenen Jahrzehnte endlich habe hinter sich lassen können – insbesondere natürlich das kulturwissenschaftliche Verwirrspiel um die Interpretation der Interpretation und die poststrukturalistische Zumutung, daß man es mit Interpreten zu tun hat“. Dieser Feststellung folgt das pessimistische Fazit: „Aber solche Selbstzufriedenheit hat vermutlich immer irgendwo Konjunktur und ist Symptom einer Form disziplinärer Selbstvergewisserung, die sich mit dem Unwillen zur Reflexion selbst vergibt.“ Gut gebrüllt – für eine Vertreterin der historischen Geschlechterforschung! (wk)

www.historische-anthropologie.uzh.ch

 

Golgatha war unter der Jerusalemer Grabeskirche

Darmstadt. Für die Katholiken und Orthodoxe steht schon seit jeher fest, daß sich nicht nur die Beisetzungskammer, sondern auch der Hinrichtungsort Jesu, also der Fels von Golgatha unter der Grabeskirche in der Jerusalemer Altstadt befindet. Dahingegen lokalisieren protestantische, anglikanische und freikirchliche Gläubige Golgatha vielfach eher auf einem Felsenrücken nördlich des heutigen Damaskustores, wo auch das 1867 entdeckte „Gartengrab“ liegt, welches sie als das angeblich wahre Grab des Heilands verehren. Jetzt freilich versucht Dieter Vieweger vom Deutschen Evangelischen Institut für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes in Jerusalem diese abweichende Sichtweise als falsch zu deklarieren. Wie er in der Zeitschrift Antike Welt (5/2012) mitteilt, ließen neueste Untersuchungen kein vernünftiges Argument mehr dagegen zu, „daß der in der Grabeskirche gezeigte Fels als das neutestamentliche Golgotha angesehen werden kann“. (wk)

www.antikewelt.de

 

Erste Sätze

Der Wecker rasselte.

Dieter Noll: Die Abenteuer des Werner Holt.Roman einer Jugend, Ost-Berlin 1960

 

Historisches Kalenderblatt

13. November 1952: Eine Delegation der Arabischen Liga droht in Bonn der Bundesregierung einen „totalen Wirtschaftsboykott“ der arabischen Staaten an, sollte das zwei Monate zuvor mit Israel geschlossene Wiedergutmachungsabkommen ratifiziert werden.

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