© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/12 09. November 2012

Gefährliche Zahnprophylaxe
Gesundheitsratgeber: Obwohl das deutsche Trinkwasser nicht mit Fluorid versetzt wird, kann man der umstrittenen Chemikalie nicht vollkommen entgehen
Fabian Schmidt-Ahmad

Es war eine der Verschwörungstheorien des Kalten Krieges: Kommunisten vergiften das Trinkwasser der freien Welt mit einem Wirkstoff, welcher als Medizin definiert wird, aber die Menschen in Wirklichkeit krank und lethargisch macht. Die Rede ist von Fluor, einem der aggressivsten und giftigsten Elemente des Periodensystems, welches aber in vielen Lebensmitteln enthalten ist. Notwendigerweise, wie es heißt, weil es die Zähne im Kampf gegen Karies unterstützt und den Zahnschmelz härtet.

Doch stimmt das überhaupt? „Der früher verbreiteten Annahme, daß Fluor für den Zahnschmelz notwendig sei, fehlt die wissenschaftliche Grundlage. Unser heutiges Wissen zeigt klar und eindeutig, daß Fluor nicht die Qualität des Zahnschmelzes verbessert, sondern im Gegenteil den Zahnschmelz schädigt“, heißt es in einer wissenschaftlichen Studie – aus dem Jahre 1937! Tatsächlich hat sich an dieser Aussage prinzipiell wenig geändert, wie der Gesundheitsjournalist Thomas Klein in seinem neuesten Buch aufzeigt. Dennoch sollte wenig später von den USA ausgehend eine Fluoridierung des Trinkwassers propagiert werden.

Der Grund dafür dürfte mehr mit Kapitalismus als mit Kommunismus zu tun haben. Wie Klein schreibt, stand die aufkommende Phosphatindustrie damals vor dem Problem, große Mengen an fluorhaltigem Abfall deponieren zu müssen. Vor diesem Hintergrund wurde Fluor als essentiell notwendig propagiert. „Somit konnten diese hochgiftigen Substanzen mit Profit übers Leitungswasser entsorgt werden, wobei die Massenvergiftung von Millionen Menschen in Kauf genommen wurde. Die Bevölkerung wurde gleichsam zur lebenden Sondermülldeponie.“ Die Fluoridierung von Trinkwasser gab es nicht nur in Amerika, sondern auch in der DDR und bis 2003 in der Schweiz – mit dem Argument der Zahnprophylaxe. Entsprechende Vorstöße in Westdeutschland wurden – abgesehen von einem Feldversuch in Kassel – immer abgelehnt. Das Bundesgesundheitsamt argumentierte hierbei auch mit Naturschutzaspekten: „Über 99 Prozent des in der Trinkwasserfluoridierung aufgewendeten Fluorids gelangen mit den Abwässern in die Gewässer und bedeuten dort eine erhebliche Erhöhung der Umweltbelastung.“

Zwar wird mittlerweile das Wasser nur noch in wenigen Ländern (darunter Irland und Großbritannien) mit Fluoriden versetzt, doch ist das nicht die einzige mögliche Quelle. So enthält fast jede handelsübliche Zahnpasta diese als gut gemeinte Wirkstoffe. Zudem finden sich meßbare Fluoridkonzentrationen in schwarzem und grünem Tee sowie in Mineralwässern. Sogar in für Säuglingsnahrung geeigneten Wässern kann sich bis zu 0,7 Milligramm Fluorid pro Liter befinden.

Wer fluoridfreie Nischenprodukte verwendet, steht vor dem Problem, daß industriell hergestellte Lebensmittel häufig mit fluoridiertem Speisesalz hergestellt werden – für gewöhnlich ohne Deklaration. Dabei kommt Klein nach einer umfassenden Auswertung von toxikologischen Studien nur zu einem Schluß: „Fluor ist also ein starkes Gift, das schon in kleinsten Mengen wirkt. Eine unbedenkliche Dosis gibt es nicht.“

Thomas Klein: Fluor – Vorsicht Gift! Die schwerwiegenden Folgen der Fluoridvergiftung. Hygeia-Verlag, Dresden 2012, broschiert, 324 Seiten, 16,80 Euro

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