© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/12 09. November 2012

Ansturm auf die Edelmetall- und Rohstoffmesse in München
Gesundes Mißtrauen
Jörg Fischer

Vor einem Jahr lag der Goldpreis bei 1.300 Euro pro Feinunze. Derzeit sind es nur wenig mehr. Berücksichtigt man die Handelsspanne, dann hat ein Festgeldkonto seither nominal mehr Gewinn abgeworfen. Leitmedien wie Die Zeit halten sogar das Bundesbank-Gold für verzichtbar und empfehlen, „die 1.546 Tonnen sollte man im Atlantik versenken“.

Tausende Besucher der Edelmetall- und Rohstoffmesse in München sahen und sehen das anders – und sie kamen noch zahlreicher als in den Vorjahren. Etwa 180 Aussteller, von Degussa über die Schweizerische Metallhandels AG bis hin zur kanadischen Minengesellschaft Xtierra, waren auf der größten Veranstaltung dieser Art in Europa vertreten. Die von Finanzjournalisten als „Inflationsparanoiker“ verspotteten kritischen Anleger ließen sich weder von den Aktien der New Economy noch Subprime-Papieren à la Lehman Bro­thers ins Bockshorn jagen. Sie haben kein Vertrauen ins Papiergeld-System im allgemeinen, den Euro im besonderen sowie Riester und Rürup schon gar nicht. Denn seit Einführung des Euro hat sich der Goldpreis mehr als vervierfacht – oder anders ausgedrückt: Der Euro ist auf ein Viertel zusammengeschmolzen, wie der Autor des Erfolgsbuches „Freiheit durch Gold – Sklavenaufstand im Weltreich der Papiergeldkönige“, Hans Bocker, es formuliert. Und selbst wenn der Goldkurs einmal stärker fällt, ein Verlust wie bei der Immobilienbank HRE (deren Aktien stürzten von 55 Euro auf 64 Cent) ist für Besitzer physischen Goldes nicht zu erwarten.

Wann und wie die Geldentwertung kommt, darüber waren die zahlreichen Messereferenten geteilter Ansicht. Ralf Borgsmüller von der PSM Vermögensverwaltung sieht wegen der gigantischen Vermögenskonzentration in wenigen Händen vorerst keine gallopierende Inflation, andere sind angesichts der enormen Verschuldung skeptischer. Doch mit einem Gutteil Edelmetall im Portfolio lassen sich selbst Währungsreformen wie 1923/25 oder 1948 überstehen.

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