© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/12 26. Oktober 2012

Kultusminister beschließen einheitliche Abiturstandards
Kleinster Nenner
Heino Bosselmann

Zwei Botschaften sind den Kultusbürokraten wichtig. Bayerns Unterrichtsminister Ludwig Spaenle (CSU) erklärt, niemand möchte ein Zentralabitur, sondern nur Vergleichbarkeit. Sein niedersächsischer Kollege Bernd Althusmann (CDU) beruhigt: „Es wird dadurch nichts schwerer.“ Der Föderalismus ist also ebenso gerettet wie die Generation Überforderung.

Zur Symptomatik unserer Politik gehört es, sich euphemistische Begriffe zu schaffen, die man für Tatsachen nimmt: Endlich einheitliche Abiturstandards! Damit ist der kleinste gemeinsame Nenner gemeint. Während sich das Deutschabitur kaum mehr degradieren läßt, soll es in Mathematik prioritär um Wahrscheinlichkeitsrechnung gehen und in Englisch und Französisch um Sprechen und Hörverstehen. So ist der hohe Anspruch an Schriftlichkeit weitgehend ausgeschlossen.

Weil man aus politischen Gründen immer mehr Schüler zu Abiturienten deklarieren möchte, werden Inhalte, etwa zugunsten von „Kernkompetenzen“, seit Jahrzehnten reduziert. Indem man, wie gerade in Sachsen-Anhalt, die Notenmaßstäbe senkt und Schüler für die Note vier nur noch vierzig Prozent der Anforderungen erfüllen müssen, kommt zum sachlichen Selbstbetrug der technische. So stimmt es am Ende quantitativ, aber nicht qualitativ. Und die Universitäten? Müssen nachbessern. Nach unten.

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