© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/12 19. Oktober 2012

Beschneidung von Jungen: Geschlechtsverkehr am achten Lebenstag?
Fragwürdige gesundheitliche Vorteile
(wk)

Die letzte Septemberausgabe des Deutschen Ärzteblattes (39/2012) enthält auch einen Überblick über die zahllosen Leserbriefe zum Thema Zirkumzision bei Jungen. Daraus geht hervor, daß „sich die Mehrheit gegen religiöse Beschneidungen aussprach“. Und dabei hatte die Bamberger Rabbinerin und Urologin Antje Yael Deusel in einem früheren Heft (31-32/2012) alles getan, um die „unbestreitbar vorhandenen gesundheitlichen Vorteile“ des Eingriffs hervorzuheben. Doch die meisten Ärzte teilen eher die Meinung des Frankfurter Mediziners Rainer Rahn: „Selbstverständlich kann ein Körperteil, der operativ entfernt wird, nicht mehr erkranken. Wollte man jedoch diese Erkenntnis als Rechtfertigung für die prophylaktische Entfernung von Körperteilen heranziehen, so könnte man einem Kind auch die Füße amputieren, um der Entstehung von Fußpilz vorzubeugen.“ Und auch Deusels zweites Hauptargument, die männliche Beschneidung vermindere das Risiko für Frauen, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, verfing letztlich kaum: „Mir wäre nicht bekannt, daß Knaben bereits ab dem achten Lebenstag regelmäßig Geschlechtsverkehr ausüben“, konstatierte Ralf Burgdörfer aus Köln. Vor soviel geballtem gesunden Menschenverstand mußten auch die kapitulieren, welche „ein lange praktiziertes Ritual“ für sakrosankt erklären wollten.

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