© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/12 19. Oktober 2012

Meldungen

Felicitas Hoppes Werk: Ererbter Katholizismus

FREIBURG. Die Begründung der Jury, der vom Feuilleton als „postmodern-verspielt“ und „kafkaesk“ eingetüteten Felicitas Hoppe 2012 den Georg-Büchner-Preis zu verleihen, lobt die Schriftstellerin dafür, in ihrem Werk „unaufdringlich metaphysische Horizonte aufscheinen“ zu lassen. Georg Langenhorst, Professor für Katholische Religionspädagogik in Augsburg, sieht in dieser vagen Passage der Laudatio den stärksten Hinweis darauf, daß Religion von Hoppe, die 1961 als Kind schlesischer Vertriebener in der katholischen Diaspora Hameln geboren wurde, als „literarische Produktivkraft“ genutzt werde. Zwar könne die „Meisterin postmodernen Erzählens“ in dieser Hinsicht nicht mit früheren Preisträgern wie dem Traditionskatholiken Martin Mosebach (2007) und nicht einmal mit dem Pfarrerssohn Friedrich Christian Delius (2011) konkurrieren, doch sei der „ererbte Katholizismus“ wenigstens „beständig mitlaufender Motivstrang“ und „prägende Dimension“ ihres Schreibens. Allerdings verschweigt Langenhorst nicht, wie agnostisch die Autorin ihren Religionsbezug formuliert, wenn sie lediglich von einer „Leerstelle“ spricht, die durch den Verzicht auf Religion entstünde: „Menschen kommen offenbar ohne das nicht aus.“ Und bei dem in „Requisiten verliebten“ Mosebach vermißt sie literarisch wie theologisch den Mut zur „Innovation“. Bestenfalls changiere Hoppes Werk also zwischen „Absage und möglicher Annäherung an die Religion“ (Herder Korrespondenz, 10/2012).

www.herder-korrespondenz.de

 

Substanz und Kontinuität in der Musikforschung

GÖTTINGEN. Mit unkritischer Emphase stimmt die Berliner Musikwissenschaftlerin Philine Lautenschläger in ihrem Essay über „Deutsche Musikforschung nach 1945“ (Geschichte der Germanistik. Mitteilungen, 41/42-2012) Hans Mommsens Ansicht zu, Emigranten hätten die musikalische Kultur der Bundesrepublik aus„nationalstaatlicher Begrenzung“ gelöst. Nur dank der „Amerikanisierung“ sei es zur „Erneuerung ihrer internationalen Beziehungen“ gekommen. Im „weltoffenen“ Furor übersieht sie jedoch, daß „Erneuerung“ erneuerbare Substanz voraussetzt. Und die, eine international vernetzte deutsche Musikforschung nämlich, steht selbst während der NS-Zeit außer Frage, was schon anhand der Rezeption ausländischer Arbeiten in Rezensionen der zwölf Jahre vermeintlicher „Selbstisolation“ abzulesen ist. Tatsächlich muß Lautenschläger denn auch als Resultat ihrer Archivstudien eher die Kontinuität „ungebrochenen Nationalgefühls“ sowie des „Bewußtseins der Überlegenheit deutscher Musikwissenschaft“ im Umgang mit Emigranten und anderen Ausländern einräumen. Sie als „fachlich ebenbürtig“ anzuerkennen, hätte bedeutet, etwa Defizite der französischen Musikwissenschaften zu ignorieren, wo „gehobene Studienräte“ die wenigen Lehrstühle des Faches besetzten. (wm)

 

Krimi-Autor Silva erhält Literaturpreis

BARCELONA. Der spanische Krimi-Autor Lorenzo Silva (46)erhält den diesjährigen Planeta-Preis, den – nach dem Nobelpreis – mit rund 600.000 Euro höchstdotierten Literaturpreis der Welt. Er bekommt die Auszeichnung für seinen noch unveröffentlichten Roman „La marca del meridiano“ rund um das Ermittlerpaar Rubén Bevilacqua und Violeta Chamorro. (tha)

 

Sprachpranger

„Hello – Nice To Sweet You“

Werbung für ein neues Produktsortiment des in Aachen ansässigen Schokoladenherstellers Lindt & Sprüngli GmbH

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