© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/12 19. Oktober 2012

Schäuble schließt Griechenland-Bankrott aus
Retten um jeden Preis
Bernd-Thomas Ramb

Wer die Zukunft kennt, kann leicht vorhersagen. Bundes-Euro-Minister Schäuble gehört offensichtlich zu dieser Sorte von Propheten. Anläßlich eines Vortrags vor der deutsch-singapurischen Handelskammer antwortet er auf die Frage, ob Griechenland demnächst zahlungsunfähig wird: „Ich denke, das wird nicht passieren. Es wird keinen Staatsbankrott von Griechenland geben.“ Nun ist dies davon abhängig, ob Griechenland eine nächste finanzielle Unterstützung erhält. Schäuble denkt also, daß dies der Fall sein wird. Die Unterstützungszahlung ist aber wiederum davon abhängig, ob der Bericht der Troika, der drei Vertreter der Europäischen Zentralbank, des Internationalen Währungsfonds und der EU-Kommission, bezüglich der griechischen Reformerfolge positiv ausfällt. Schäuble denkt also, daß auch dies der Fall sein wird.

Denkt Schäuble so, weil er mehr als andere weiß – mehr jedenfalls als er selbst zwei Tage zuvor, als er in Tokio jede Griechenlandprognose vom Urteil der Troika abhängig machte? In scharfem Kontrast zu seinen Weissagungen stehen gegenteilige Befürchtungen, etwa des schwedischen Finanzministers Anders Borg, für den es „hoch wahrscheinlich“ ist, daß Griechenland aus der Euro-Währungsgemeinschaft ausscheidet. Schäuble aber denkt anders, weil er weiß: Griechenland wird um jeden Preis gerettet werden.

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