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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/12 12. Oktober 2012
Haltungsnote Viel wird in diesen Zeiten debattiert über die Doppelbelastung der Frau und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Unter einer doppelten Belastung ganz anderer Art leidet die 28 Jahre alte Franziska Latta. Die Studentin rutschte beim Wiedereinzug der Grünen in den Landtag von Sachsen-Anhalt 2011 auf Platz 9 der Landesliste noch gerade so ins Parlament. Eigentlich laboriert die gebürtige Potsdamerin bereits seit 2004 an einem Studium der Politikwissenschaften, mit dem es nicht recht vorangehen will. Nun wurde publik, daß der jungen Dame beide Aufgaben zugleich doch über den Kopf wuchsen. Auf zwei Hochzeiten zu tanzen, ist eben immer mißlich; also heißt es Prioritäten setzen. Ihr Mandat wolle sie deshalb für eine Übergangszeit ruhen lassen, um sich mehr ins Studium reinzuknien. Da man derweil von etwas leben muß, natürlich bei weiterlaufenden Bezügen. Ein Studentenjob, der 5.565 Euro brutto monatlich abwirft, findet sich schließlich nicht alle Tage! Die Studiengebühren für Bummler an ihrer Hallenser Uni von 500 Euro pro Semester könnten so bequem berappt werden. Und als arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion in Magdeburg weiß sie, wie dünn gute Bürostellen in der strukturschwachen Gegend gesät sind. Den Verpflichtungen dieses parlamentarischen „Nebenjobs“ soll sie nach Beobachtungen von Abgeordnetenkollegen allerdings nur mäßig nachgekommen sein und Sitzungen des Landtags und der Ausschüsse für Medien, Bundes- und Europaangelegenheiten, denen sie angehört, häufig geschwänzt haben. Wenn der Franziska die Unschicklichkeit auch Latte war – ihre Fraktionsvize und grüne Landeschefin Cornelia Lüddemann sprach auf der diese Woche begonnenen Fraktionsklausur ein Machtwort: „Das geht gar nicht.“ |