© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/12 12. Oktober 2012

Meldungen

Ärztepfusch kostet bis zu 20.000 Tote im Jahr

BERLIN. Über Ärztefehler liegen unterschiedliche Studien vor. Einigkeit besteht aber darin, von 15.000 bis 20.000 Patienten pro Jahr auszugehen, die Behandlungsfehler mit ihrem Leben bezahlen. Die Bundesregierung legte daher jetzt ein Patientenrechtsgesetz vor, das die Opposition allerdings als „Placebo“ verhöhnte. Noch weiter ging die Linken-Bundestagsabgeordnete Martina Bunge, die im rigiden Ökonomismus des Gesundheitssystems die eigentliche Ursache des „Ärztepfuschs“ sieht. Der Gesetzentwurf ändere daran nichts, weil er nur auf verbesserte Aufklärung des Patienten auf der Basis eines Behandlungsvertrags setzt, der im BGB verankert werden soll. Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) glaubt dennoch, daß umfassende Information, sorgfältige Dokumentation in der Patientenakte, ein Recht auf Akteneinsicht und auf Beziehung eines von der Kasse honorierten externen Gutachters ausreichten, um Pressemeldungen wie „Falsches Bein amputiert“ zukünftig zu vermeiden. (ck)

 

Aufklärungsfeldzug gegen Lebensmittel im Müll

MÜNCHEN. Agrarministerin Ilse Aigner bemüht sogar die „christliche Verantwortung“, um die „Nationale Nachhaltigkeitsstrategie“ am Beispiel der Lebensmittelverschwendung zu erläutern (Politische Studien, 444/12). Bundesweit werden in Privathaushalten jährlich 6,7 Millionen Tonnen Lebensmittel über Restmüll, Biotonne oder Ausguß entsorgt, beinahe fünf Millionen gehen in Industrie, Handel und bei Großverbrauchern verloren. Dabei wären zwei Drittel der Abfälle vermeidbar, was Kosten in Höhe von 14 Milliarden Euro sparen könnte. Um zu „ehrlichem Essen“ zurückzukehren, ließ die CSU-Politikerin in 22.000 Supermärkten vier Millionen Faltblätter verteilen, um über die falsche Gleichsetzung von Mindesthaltbarkeit und Verfallszeit aufzuklären. An die Industrie richtet sich ihr Appell, endlich die Packungsgrößen einer Single-Gesellschaft anzupassen, in der „seltener gekocht“ werde. (li)

 

Demenz-Erkrankungen zu spät diagnostiziert

STUTTGART. Demenzen werden in Deutschland unzureichend diagnostiziert. Diese klare Aussage trifft eine an der Abteilung für Gerontopsychiatrie am Mannheimer Zentrum für Seelische Gesundheit erstellte Studie (Deutsche Medizinische Wochenschrift, 25-26/12). Die Studie legt Defizite im hausärztlichen Fachwissen über Demenz genauso offen wie die unzureichende Aufmerksamkeit von Familienmitgliedern. Die Mehrheit der Allgemeinärzte habe ihre Schlüsselrolle noch nicht gänzlich akzeptiert. Ihre unzureichende Antidementiva-Verordnung resultiere jedoch vor allem aus den auferlegten Budgetbeschränkungen durch die Krankenkassen. (sk)

 

Erkenntnis

„Während heute noch 82 Millionen Menschen in Deutschland leben, werden es in gut 50 Jahren nur noch 61 Millionen sein. Allerdings auch nur dann, wenn etwa gleich viel Menschen aus- wie einwandern.“

Eckart Bomsdorf, Professor für Sozialstatistik an der Uni Köln

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