© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/12 12. Oktober 2012

Zeitschriftenkritik: Sezession
Expressive Loslösung
Thorsten Thaler

Als vor nunmehr bald zehn Jahren die erste Ausgabe der rechtsintellektuellen Zeitschrift Sezession erschien, wurde das Heft in dieser Zeitung als ein publizistischer „Hoffnungsschimmer“ heftig begrüßt. Zeitschriften wohne eine große Kraft inne, die man nicht unterschätzen dürfe, hieß es damals in der JF. Sie seien „Katalysatoren für Debatten, verdichten Diskussionen und Gedanken, sie geben eine Richtung an, wenn die Lage unübersichtlich wird“. Inzwischen nun liegt die 50. Ausgabe der Sezession vor, und gerade weil sowohl die politische als auch die geistige Lage hierzulande nicht übersichtlicher geworden ist, möchte man die heute zweimonatlich erscheinende Zeitschrift nicht mehr missen.

Dabei war ihr Durchhalten keineswegs selbstverständlich. Im Bereich rechter Publizistik, notiert Götz Kubitschek, Verleger und verantwortlicher Redakteur der Sezession, „entsteht nichts von selbst, kommt nichts von selbst in Form“. Es gebe in den etablierten Milieus „kein Wohlwollen. Das, was geschaffen und durchgehalten werden soll, muß von denen geschaffen und auf Dauer gestellt werden, die in der Lage sind, ununterbrochen gegen die Strömung der Zeit anzuschwimmen“, schreibt er in der aktuellen Ausgabe.

Das Heft steht unter dem Generalthema „Stil“. Es knüpft damit an eine Tagung des Instituts für Staatspolitik (IfS) an, die Anfang September stattgefunden hat (JF 37/12). Wiedergegeben sind die Vorträge unter anderem von Karlheinz Weißmann („Die Formlosigkeit der Deutschen“), Erik Lehnert („Denkstil, Zeitgeist, Weltanschauung“), Thomas Bargatzky („Konzentrische Ordnung – Nachruf auf einen Stil“) und Norbert Borrmann („Linkes und rechtes Bauen“). Weitere durchweg lesenswerte Beiträge zu dem Schwerpunktthema stammen von Alain de Benoist, Ellen Kositza, Daniel Napiorkowski und Manfred Kleine-Hartlage. Abgerundet wird das sechzig Seiten starke Heft wie gewohnt durch einen umfangreichen Rezensionsteil.

Als einen Lebens- und Denkstil begreift Kubitschek auch die Sezession. Zu den Merkmalen der Zeitschrift, die sich nicht der Tages-, sondern der Metapolitik widmet, gehörten neben dem Widerständigen die Konzentration auf das Machbare, eine Immunisierung gegen Kritik und Abneigung gegen Pluralisierungen. „Es ist der Stil des geistigen Bürgerkriegs und des Verlorenen Postens, des Waldgangs und des Thesenanschlags, ein Stil, der Maßstäbe für eine Szene setzen muß, ebenso wie der einer nicht von vornherein selbstgewählten Teil-Abkehr von der Gegenwart.“ Der 42jährige, der mit Vorliebe in kräftigen metaphorischen Bildern redet und schreibt, verwendet dafür den Begriff „Expressive Loslösung“. Darunter versteht Kubitschek: „wahrnehmen und urteilen, aufnehmen und formen; auf der Höhe und außerhalb der Zeit lautstark gehen, entlang roter Fäden und gestützt auf Monolithen – das alles in einem Heft, nicht getrennt voneinander, sondern zusammengeführt“. In diesem Sinne will die Sezession auch künftig den „Widerstandsgeist in zeitloser Form“ prägen.

Kontakt: Edition Antaios, Rittergut Schnellroda, 06268 Steigra, Telefon/Fax: 03 46 32 / 9 09 42  www.sezession.de

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen