© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/12 05. Oktober 2012

Leserbriefe

Zu: „Kassandra von Neukölln“ von Dieter Stein, JF 40/12

Erinnerung an das gelobte Land

Zu der von SPD-Bürgermeister Buschkowsky kritisierten Integration kann ich nur ein bezeichnendes eigenes Erlebnis schildern: Auch ich hatte einst Deutschland verlassen, als ich 1945 meine Heimat verloren hatte. Wie viele andere Deutsche wanderten wir aus in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Als unser Schiff das Hoheitsgebiet der USA erreichte, stieg die Einwanderungskommission zu, um unsere Personalien zu überprüfen. Auf dem dazugehörigen, englischsprachigen Antrag vom amerikanischen Konsulat hatten wir 70 Fragen beantworten müssen, die der Prüfbeamte nun noch einmal langsam durchlas und die er jeweils mit einem „okay“ quittierte – außer bei der letzten Frage: Hier stand er auf und sagte mir in fast einwandfreiem Deutsch: „Wenn du dich hier politisch betätigst oder über das amerikanische Land oder das amerikanische Volk schlecht sprichst, dann bist du innerhalb 48 Stunden wieder hier und darfst dieses Land nie wieder betreten.“

Diesen Satz habe ich mir gut gemerkt. In Deutschland fehlte diese Ansage, als unsere „Gäste“ deutschen Boden betraten. In Amerika hatte ich nach einigen Wochen einen Arbeitsplatz gefunden, der mir gut gefiel. Eines Tages rief uns unser Chef zusammen und gab mit wenigen Worten bekannt, daß ab sofort im Betrieb die deutsche Sprache verboten sei, weil die amerikanischen Mitarbeiter argwöhnten, daß wir schlecht über sie sprechen würden. Schließlich kehrte ich mit meiner Familie dem „gelobten Land“ den Rücken und zurück nach Deutschland, das damals noch ein anderes war.

Florian Mierzwa, Oerlinghausen

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Willkommen im Leben!“, JF 39/12

Moralischer Pflicht entzogen

Unsere hochzivilisierte Gesellschaft begeht heutzutage den denkbar größten Betrug an der Natur und ihren Gesetzen: Seine Mitglieder geben sich frühestmöglich der Wollust des Geschlechtsverkehrs hin, um dann aber dessen eigentlichen Zweck, die Zeugung eigenen Nachwuchses, gewollt zu verhindern mit Hilfe eines Verhütungsmittels oder durch die Abtreibung als Mittel zur Vernichtung neuentstehenden Lebens. Damit aber entziehen sie sich der moralischen Pflicht zur Weitergabe des selbstempfangenen Lebens. So gesehen, erscheinen sie als „bevölkerungspolitische Blindgänger“.

Durch diese Scheu vor der Fürsorge um eigene Kinder verzichten die Betroffenen in ihrer Kurzsichtigkeit auf das damit verbundene Familienglück. Sie kommen vor allem nicht darauf, daß sie im Alter ohne die Hilfe ihres nun fehlenden Nachwuchses dastehen werden. Einen einzigen kleinen Hoffnungsschimmer in unserer trostlosen Zeit gab mir jüngst ein Artikel in unserer Lokalzeitung: Danach sehen 87 Prozent der Deutschen das Thema „verbesserte Bedingungen für berufstätige Eltern“ als „wichtigste Aufgabe der Familienpolitik“.

Wolfdietrich von Wurmb, Uchte

 

Begriffliche Umwertung

Noch schockierender als die Horrorzahlen der Kindsmorde im Mutterleib ist die fürchterliche Wut, mit der die linke Gesinnungsdiktatur auf dem „Frauenrecht“ der Abtreibung beharrt, auf Kosten des Staates, versteht sich, es ist ja eine „soziale Errungenschaft“. Da sind sich alle „progressiven“ Kräfte einig, auch die evangelisch-lutherische Kirche, die mit ihrer Rosenheimer Erklärung vom April 1991 wohl viele Frauen zum Mord im Mutterleib verleitet hat. Schon die Forderung nach einer christlichen Bestattung der Föten würde eine erhebliche Verringerung der Abtreibungen bewirken, scheint aber unschicklich und wird deshalb abgelehnt. Die Formel „selbstbestimmte Mutterschaft“ ist in sich selbst ein Widerspruch, denn eine werdende Mutter ist eben nicht allein, sondern immer mindestens zu zweit. Es verblüfft, wie es manchen Leuten gelingt, durch simple Begriffsverdrehung alle alten Werte umzuwerten und sich mit einer hedonistisch-egoistisch-sozialistischen Zeitgeist-Einstellung als geistig-moralisch überlegene Gutmenschen zu fühlen. Gewisse Leute haben eben immer recht, früher „die Partei“ (SED), heute die giftgrünen und blutroten Gutmenschen. Einen kleinen Trost empfinde ich darin, daß Bayern auch bei dieser Art von Fortschritt wieder nur am Ende mitmarschiert.

Dr. Reinhard Böhler, Lauf

 

 

Zu: „Eine Krankenkasse am Pranger“ von Martina Kempf, JF 39/12

Verlogener Organisationsname

Die Organisation „pro familia“ lügt bereits durch ihren Namen. Gegründet wurde sie von Prof. Hans Harmsen, einem Rassehygieniker aus dem Dritten Reich, der bis 1984 Präsident und schließlich Ehrenpräsident von „pro familia“ war. „pro familia“ ist der deutsche Ableger der „International Planned Parenthood Federation“ (IPPF), einer unter anderem von der Rockefeller Stiftung massiv gesponsorten Vereinigung, die weltweit Abtreibung propagiert und durchführt. UN-Organisationen wie das Kinderhilfswerk Unicef, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) und die Weltbank fördern die Abtreibungsprogramme der UN und arbeiten eng mit der IPPF zusammen. Man sollte daran denken, wenn die Unicef Spenden für Kinder sammelt, daß dieses Geld bei der internationalen Abtreibungsindustrie landet.

Thomas Hartmann, Gaildorf

 

 

Zu: „Durch seine Rettung zum Tode verurteilt“ von Wilhelm Hankel, JF 39/12

Unvorhersehbare Folgen

Sehr aufmerksam verfolge ich Ihre sehr kritische Bewertung der Finanzpolitik zur „Euro-Rettung“. Die Zweifel nehmen zu, vor allem nach diesem Beitrag: Kein Rechtsschutz für Sparer! Offenbar wird Deutschland finanziell ausgeraubt. Das erinnert an den Versailler Vertrag nach dem Ersten Weltkrieg. Als Jahrgang 1931 erlebte ich den Aufstieg und Niedergang von zwei deutschen Diktaturen. Nach 1989 brauchte ich ein Jahrzehnt, um mit meiner Vergangenheit in zwei Büchern kritisch abzurechnen. Ich gewann eine positive Einstellung zur bürgerlichen Demokratie, vor allem zur Meinungsfreiheit. Jetzt nähern wir uns einer Finanzdiktatur mit unvorhersehbaren Folgen für unsere Kinder und Enkel.

Helmut Ziegner, Neubrandenburg

 

 

Zu: „Provokation um jeden Preis“ von Dieter Stein, JF 39/12

Vorsicht beim „Ehrbegriff“!

Der JUNGEN FREIHEIT sollte es weiterhin fernstehen, sich gegen Meinungsfreiheit zu äußern! Selbst oft wegen „political incorrectness“ in der Kritik der dominierenden Meinungsbildner stehend, sollte sie bei dem Bezug auf einen „Ehrbegriff“ von Religionen vorsichtig sein, „denn“ – um ein Buch des Religionskritikers Franz Buggle zu zitieren – „sie wissen nicht, was sie glauben“.

Bodo Wallasch, Wolfenbüttel

 

 

Zu: „Niederlage für Hindenburg“ von Henning Hoffgaard, JF 39/12

Fehlende konservative Kraft

Die Niederlage Hindenburgs ist beispielhaft für den beschleunigten Verfall des natürlichen Volksempfindens. Es stimmt bedenklich, wenn diese neuzeitlichen Bilderstürmer, wie in diesem Beispiel, Rückhalt in einem würdelosen, von keiner historischen Kenntnis getrübten Bürgertum haben. Es ergibt schon Sinn, daß vielerorts Straßen und Plätze nach herausragenden Persönlichkeiten benannt sind, die richtungsweisend für unser freiheitliches und demokratisches Deutschland oder dessen Kultur waren und sich darum verdient gemacht haben.

Der Eifer, Straßenverzeichnisse auf mißliebige Personen zu durchforsten, wirkt absurd angesichts der Tatsache, daß zwanzig Jahre nach dem gescheiterten Experiment des Kommunismus noch zahlreiche Straßen, Plätze und Gebäude dessen Verursachern, Machthabern und deren Helfershelfern gewidmet sind. Es sollte unser demokratisches Verständnis verletzen, wenn Leute, die erhebliches Elend über unser Volk und teilweise über die ganze Welt gebracht haben, heute noch in Straßennamen geehrt werden, wie Lenin, Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht oder Wilhelm Pieck.

Ist dieser Anachronismus Ausdruck von Gedankenlosigkeit oder parteipolitischem Harmoniebedürfnis? Es erscheint unter diesen Umständen erforderlich, den perfiden Aktionismus in eine andere Richtung zu lenken. Jedoch – bringen die Konservativen noch die Kraft dazu auf?

Ulrich Löbert, Quedlinburg

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Große Säuberung“, JF 38/12

Typisch Wegwerfgesellschaft

Ihre Ausgabe widmet sich hier dem Phänomen der Geschichtsvergessenheit. Kein Wunder, leben wir doch in der Wegwerfgesellschaft. „Entsorgt“ werden ja auch unsere Lieder, unsere Sprache, die Lutherbibel, unser Glaube, unsere Geschichte, unsere Helden und unsere Toten. Ungebildete und Entwurzelte lassen sich doch viel leichter regieren als Menschen, die in ihrer Heimat und ihrer Kultur wurzeln.

Ilse Conrad-Kowalski, Lübeck

 

 

Zu: „Vom allgemeinen Willen zur Meinungsdiktatur“ von Mario Kandil, JF 39/12

Das Private und das Politische

Der französische Philosoph und Aufklärer Jean-Jacques Rousseau wird auch von den „Grünen“ als ihr philosophischer Wegbereiter in Anspruch genommnen. So chaotisch wie diese Partei war auch das Privatleben dieses „Zurück zur Natur“-Philosophen. Wenig bekannt ist bis heute, daß er nicht nur ein Liebesverhältnis zu seiner Erzieherin und Pflegemutter unterhielt, welches bis in seine Studentenzeit reichte, sondern auch mit seiner Haushälterin, die er nicht heiratete, da er die Ehe als Institution ablehnte, zahlreiche Kinder zeugte, die er direkt nach der Geburt in Waisenhäusern ablieferte, um sich der Verpflichtung zum Unterhalt zu entziehen. Was ihn aber nicht davon abhielt, ein Werk über die „Kindererziehung“ zu verfassen.

Wolfgang Frenz, Solingen

 

 

Zu: „Avanti Denunzianti“ von Thorsten Hinz, JF 38/12

Anleihe beim Wohlfahrtsausschuß

Der Aufruf der rot-grünen Landesregierung Baden-Württembergs, alle Bürger sollten sich als Gesinnungsaufseher an anonymen Anzeigen gegen vermeintliche Rechtsextremisten beteiligen, hat seinen Ursprung in der Französischen Revolution von 1789. Das am 17. September 1793 erlassene „Verdächtigungsgesetz“ begründete den französischen Staatsterrorismus – natürlich im Namen des sogenannten Wohlfahrtsausschusses.

Robert Kenzler, Baiersdorf

 

 

Zu: „Putsch nach der Pause“ von Felix Krautkrämer, JF 38/12

CDU-Kompaß kaputt

Der „Königsmord in Brandenburg“ mit der Ablösung der konservativen CDU- Fraktions- und Landeschefin Saskia Ludwig nach der Babypause ist typisch für das Mainstreaming dieser Partei. Man opfert gemäß dem Zeitgeist das Tafelsilber und entsorgt die in der Union verbliebenen Konservativen. Diese gelten nur noch als belächelte Exoten. Bei der CDU, heute eine Partei der Beliebigkeit, ist der Kompaß kaputt. Auch mit einem bemühten innerparteilichen Arbeitskreis der Konservativen ist er nicht mehr reparabel. Es mangelt derzeit an einer glaubwürdigen bürgerlich-konservativen Alternative.

Frank von Hoyningen-Huene, Dresden

 

 

Zu: „Wenn drei sich streiten, freut sich Schockenhoff“ von Friedrich-Thorsten Müller, JF 38/12

Wählen, wie man wirklich denkt!

Man muß es immer mal sagen: Die Deutschen haben die Politiker, die sie verdienen, weil sie sie gewählt haben. Sie könnten ja auch rechts wählen, tun es aber nicht. Es liegt wohl daran, daß sie sich nicht trauen, weil rechts so einen schlechten Ruf hat. Dabei hat ein Großteil der Leute innerlich rechte Ansichten, äußert sie aber nur zögerlich und leise, hinter vorgehaltener Hand. Dies ist praktizierte Doppelmoral. Als politisch rechts oder gar rechter Politiker kann sich niemand frei positionieren. Deshalb gibt es fast keine wahrnehmbaren rechten Politiker, die dem Wähler vertraut und die gesellschaftlich akzeptiert wären, zu denen sich der Wähler bekennen könnte. Die öffentliche Meinung, die professionell gesteuert und gemacht ist, läßt es nicht zu. Sie hat es deswegen so leicht, weil Selbstverleugnung immer gut ankommt und als moralisch gut gilt – als vermeintliche ewiggültige Antwort auf das Dritte Reich. Dabei wird übersehen, daß das Pendel jetzt zu sehr in die andere Richtung ausschlägt, bis zur Abschaffung des deutschen Volkes. Dieses ist nicht durch die beiden Weltkriege untergegangen, jetzt aber in der Bundesrepublik droht genau das. Es geht offenbar immer nur von einem Extrem ins andere.

Wolfgang Richter, Staudernheim

 

 

Zu: „Strategie und Taktik verwechselt“ von Horst Boog, JF 37/12

Instrumentalisierte Opferzahl

Dieser Beitrag über die Bombardierung von Wielun am 1. September 1939 ist ebenso wichtig wie notwendig. Dies zeigt sich auch an der heute offiziell kolportierten Opferzahl, die allgemein mit 1.200 Toten angegeben wird. Dabei ist diese Zahl sehr fragwürdig. So hatte die Kleinstadt Wielun etwa 16.000 Einwohner. Tatsächlich – so das Ergebnis verschiedener Studien – konnten nur etwa hundert Tote namentlich identifiziert werden. Bei einer Kleinstadt, wo fast jeder jeden kennt, erscheint die offiziöse Todeszahl eher eine polnische, propagandistische Übertreibung zu sein. So sah es auch Ralph Barker („The Thousand Plane“, 1965). „Versöhnung, Verständigung und Frieden“, so der Autor, seien nur möglich, wenn beide Seiten bei der historischen Wahrheit bleiben.

Otward Mueller, New York/USA

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