© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/12 05. Oktober 2012

Linke Quotenphantasien: Regulierungsbedarf in der „Blogosphäre“
Sexistisches Reservat Internet
(wm)

Es dürfte der Sozialwissenschaftlerin Katrin Rönicke knochenharte Recherche abverlangt haben, um herauszufinden, daß es im Internet „patriarchalisch“ zugeht. Aber es hat sich gelohnt. Denn ihre Befunde sind wahrhaft erschütternd. Im Magazin der Heinrich-Böll-Stiftung (böll Thema, 2/2012) deckt sie auf, daß es sich bei der vermeintlich egalitären „Internet-Community“ tatsächlich um einen „patriarchalisch organisierten Stamm“ handelt. Schnell platze der „Gesellschaftstraum von der gleichberechtigten Teilhabe aller“, wenn man erkenne, unter den „Top 100 der deutschen Blogs“ befänden sich nur eine Handvoll Frauen. Bei Wikipedia schrieben sogar nur kümmerliche neun Prozent Frauen mit. Auch die Prestige-Bereiche Politik, Wirtschaft und Recht würden in der „Blogosphäre“ von Männern dominiert, während Frauen „eher soziale Plattformen beleben“. Als unregulierter, daher quotenfreier Bereich ordne sich das Netz leider „nach Geschlecht“ und damit „hierarchisch“. Entsprechend gehe dort „sexistisch“ die Post ab und spezielle Programme sorgten dafür, das „Binnen-I“ der „geschlechtsneutralen Sprache“ zu tilgen. Dagegen möchte Rönicke zunächst nicht den Gesetzgeber mobilisieren, sondern qua Bewußtseinswandel eine „Quote in den Köpfen“ etablieren, da das ideale Internet „keine Grenzen des Geschlechts duldet“.

www.boell.de

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