© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/12 05. Oktober 2012

Lesereinspruch

Unverständnis

Zu: „Das große Geschäft mit der Angst“ von Stefanie Rühle (JF 39/12)

Unter der Rubrik „Natur & Technik“ erwarte ich als Arzt und Reproduktionsmediziner eine objektive Auseinandersetzung mit diesem problematischen Thema. Dies gelingt Ihrer Autorin nicht. Sie zeigt ein völliges Unverständnis für die Grundidee der Medizin, die Prävention als Primärziel ansieht und Therapie erst anbietet, wenn die präventiven Maßnahmen versagt haben. Diagnostik kommt dabei stets vor Therapie. Die Autorin vergißt, daß sowohl Prävention als auch Diagnostik und Therapie immer in der freien Entscheidung des Menschen liegen.

Leider fällt die Entscheidung zum Kind in unserer materialistischen Gesellschaft immer später. Die (viel zu wenigen) Frauen, die sich für ein Kind entscheiden, tun dies jedoch bewußter, und selbstverständlich wünschen sie sich, wie jeder normale Mensch, gesunde Kinder. Pränatalmedizin und Präimplantationsdiagnostik tragen dieser Tatsache Rechnung. So kommt es ab dem 31. Lebensjahr zu einer steilen Zunahme chromosomaler und genetischer Aberrationen. Dies verlangt geradezu nach einer frühen Diagnostik.

Dr. med. Bernd Lesoine, München

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