© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/12 05. Oktober 2012

BND zeichnet düsteres Lagebild in Afghanistan
Ohne Illusionen
Günther Deschner

Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat die Lage in Afghanistan stets realistischer beurteilt als die deutsche Politik. Seine aktuelle Analyse liest sich diametral anders als die beschönigenden Floskeln über den „Erfolg der Mission“ der Bundesregierung. Wie wurde verschleiert und verschwiegen? Acht Jahre hat Deutschland allein dafür gebraucht, den Einsatz „Krieg“ zu nennen!

Und jetzt, im Jahr, in dem der Abzug beginnen soll, erwartet der BND „noch mehr Anschläge von einheimischen Sicherheitskräften auf Soldaten der Interventionsstreitkräfte“. Auch nach dem Abzug seien noch 35.000 ausländische Soldaten nötig. Die dumme Floskel, unsere Freiheit werde „am Hindukusch verteidigt“, ist längst ad absurdum geführt worden. Alles an diesem Krieg war falsch oder Falschmünzerei. Kenntnisreichen Beobachtern war von Anfang an fraglich, ob eine tribalistisch organisierte, religiös fixierte Gesellschaft sich überhaupt in Richtung westlicher Vorstellungen entwickeln kann und ob Amerika geostrategische statt menschenfreundlicher Ziele verfolgte. Es war naheliegend, daß der Krieg nicht zu gewinnen ist, weil noch niemand am Hindukusch Kriege gewonnen hat. Zugleich war Amerikas Krieg ein Terrorzuchtprogramm. Er gefährdete unsere Sicherheit mehr, als er sie erhöhte. Den USA hat er nichts gebracht, der Nato hat er die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit aufgezeigt. Keine Erfolgsgeschichte.

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