© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/12 28. September 2012

Frisch gepresst

Verfassungsschutz. So etwas nennt man Tempo: Während die politische Aufklärung der mit dem Namen „Nationalsozialistischer Untergrund“ in Zusammenhang stehenden Verbrechensserie einer Wanderung im Nebel gleicht, ziehen der Gießener Politologe Claus Leggewie und der Jurist Horst Meier schon einmal erste, schwerwiegende Konsequenzen aus diesem Desaster. Im Mittelpunkt ihrer herben Kritik steht dabei die eigentümlich bundesrepublikanische Institution des „Verfassungsschutzes“ (VS), mit dessen Geschichte und dessen „regelmäßige Skandale“ produzierendem Versagen sie sich ausführlich beschäftigen. Ihre Bestandsaufnahme mündet in die Forderung nach Abwicklung des VS und in die Konstruktion einer neuen Sicherheitsarchitektur, deren Hauptsäulen aus einem „polizeilichen Staatsschutz“ und der, einer seminaristischen Retortengeburt gleichenden, „Stiftung zur Verteidigung der Demokratie“ bestehen sollen. (ft)

Claus Leggewie, Horst Meier: Nach dem Verfassungsschutz. Plädoyer für eine neue Sicherheitsarchitektur der Berliner Republik. Verlag Archiv der Jugendkulturen, Berlin 2012, broschiert, 210 Seiten, 12 Euro

 

Krisenküche. Daß man mit Kaffee nicht automatisch „Bohnenkaffee“ meint, war Allgemeingut der Nachkriegsgeneration. Wenn die Not es befiehlt, decken auch Kartoffeln, Rüben, Grieß und Dörrgemüse notdürftig den Kalorienbedarf und können sogar Bucheckern, Eicheln oder Brennesseln den Speiseplan bereichern. Besonders während des Ersten Weltkriegs war die Improvisation mit „Ersatz“ in der Küche ein weitverbreitetes Phänomen. Noch sind die Regale der Supermärkte mit allem gefüllt, doch Udo Ulfkotte will mit seinem jüngsten Buch auf kommende Krisen vorbereiten, deren erste Ausläufer er bereits in Form einer „durch Europa brandenden Welle der Unruhe“ wahrnimmt. So breitet er eine ganze Palette von Rezepten und Empfehlungen aus, wie man mit dem, was Eigenanbau und Natur hergeben, ein Leben „ohne Geld, Strom und Supermarkt“ meistern kann und bedient sich dabei fleißig aus schon vergessenen Krisenkochbüchern der Kriegszeiten. Wie schon in anderen seiner einschlägigen Werke geht Ulfkotte davon aus, daß der staatlichen Krisenvorsorge nicht zu trauen ist und letztlich nur ein autarkes Leben durch den Winter führen kann. (bä)

Udo Ulfkotte: Was Oma und Opa noch wußten. So haben unsere Großeltern Krisenzeiten überlebt. Kopp Verlag, Rottenburg 2012, gebunden, 233 Seiten, Abbildungen, 16,95 Euro

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