© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/12 28. September 2012

Lesereinspruch

Kontraproduktiv

Zu: „Provokation um jeden Preis“ von Dieter Stein (JF 39/12)

D ie hier versuchte Trennungslinie zwischen konservativem Denken und der Kritik an der Islamisierung funktioniert so nicht: Daß die Partei Pro Deutschland aus kalkulierter Provokation den Film „Innocence of Muslims“ („Die Unschuld der Muslime“) in Berlin zeigen wolle, sei „schäbig und unehrenhaft“. Diese Argumentation ist unmotiviert selbstkritisch. Letzteres wird im Islam als Schwäche gesehen. Insofern ist dies kontraproduktiv. So werden die islamistischen Täter nur motiviert.

Provokation ist ein zulässiges politisches Mittel, das die Reflexe der Gegenseite offenlegt, mit deren Hilfe die tatsächlichen Beweggründe sichtbar werden, die sie oder Dritte zu verschleiern versuchen. Provokationen führen dort zum Ziel, wo offene und ernsthafte politische Ansätze für Problemlösungen fehlen oder verhindert werden.

Mit dem erpresserischen Gewaltaufruf soll die Werteskala – etwa in bezug auf Kritik, Konflikt, Vernunft – des christlichen Abendlandes verschoben werden. Insofern ist es abwegig, zu behaupten, es gehe nicht auch um die „Bewahrung des christlichen Abendlandes“.

Ferdinand Haberer, Freiburg

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